Eine Reise durch 1000 Jahre russischer Geschichte
Moskau
Obwohl wir uns 30 Kilometer durch starkes Verkehrsaufkommen wuseln müssen, erreichen wir unseren Stellplatz in Moskau
ohne Schwierigkeiten. Auf dem Gelände eines Hotels können wir mit unserem Fahrzeug vier Tage bleiben.
Hier stehen wir ruhig und Tag und Nacht bewacht. Bis zur Metrostation sind es nur wenige hundert Meter. Auch ein großer
Supermarkt, eine Bank und Bankomaten sind ganz in der Nähe.
Als Erstes lernen wir die U-Bahn mit ihren attraktiven Stationen kennen. Wie in anderen Großstädten sind auch hier
die Linien durch Farben und Nummern gekennzeichnet. So ist es gar nicht schwer, sich trotz der kyrillischen Schrift
zurechtzufinden.
Nicht viele U-Bahn-Stationen der Welt sind wie die der Moskauer U-Bahn gleichzeitig Kunstwerke und Touristenattraktionen.
Der Bau der U-Bahn begann im Dezember 1931 während Stalins erstem Fünf-Jahres-Plan, und immer noch wächst das Streckennetz. Pro
Tag werden sechs bis acht Millionen Fahrgäste befördert, das sind mehr als mit den U-Bahnen in London und New York zusammen.
Auf der Arbatskaja |
Alexandr Puschkin und Frau Natalija |
Vermutlich ist 'Arbat' das mongolische Wort für 'Vorstadt'.
Zuerst lebten in diesem Stadtteil Handwerker und die Diener des Zaren, später ließen sich Aristrokraten, Akademiker,
Intellektuelle und Künstler nieder. |
Heute ist im alten Kern eine verkehrsberuhigte Bummelmeile entstanden. Hier steht auch das Denkmal für
Alexandr Puschkin, der in diesem Viertel mit seiner Frau Natalija gelebt hat. |
Blick von den Sperlingsbergen auf die Stadt |
Die Staatsuniversität |
Der Gipfel dieser Anhöhe bietet einen ungestörten Blick über die Stadt. |
Dominiert werden die Sperlingsberge von der Staatsuniversität, die
Stalin in Auftrag gab und 1953 fertig wurde. |
Der Siegespark
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Der Park zum Gedenken an den "Großen Vaterländischen Krieg", wie der Zweite Weltkrieg in Russland
heißt, wurde 1995 zum 50. Jahrestag des Kriegsendes eingeweiht. Ursprünglich sollte ein riesiges Denkmal für 'Mütterchen Russland'
entstehen. Nach dem Ende des Kommunismus wurden die Pläne bescheidener. Gestaltet hat ihn Surab Zereteli. Oben an dem 140 Meter
hohen Mast blasen Engel Trompete, die dank ihrer verqueren Haltung als 'Filzläuse' verspottet werden.
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Das Neue Jungfrauenkloster
Das Neue Jungfrauenkloster wurde in Gedenken an die Befreiung Smolensks von den Litauern Anfang des 16. Jahrhunderts gegründet. Fast zwei Jahrhunderte stand hier nur die
Kathedrale der Gottesmutter von Smolensk. Die meisten anderen Bauwerke ließ Sophia, die Halbschwester Peters des Großen,
im späten 17. Jahrhundert errichten. Sophia hatte den Thron beansprucht und versucht gegen ihren Halbbruder zu putschen.
Aber Peter der Große kam dahinter, entmachtete Sophia und wies sie in das Kloster ein, wo sie bis zu ihrem Tode blieb.
Die Erlöser-Kathedrale
Die von Stalin 1931 zerstörte Erlöser-Kathedrale wurde in den Jahren 1994-97 wieder aufgebaut.
Zwischenzeitlich wurde die Fläche für ein Schwimmbad genutzt, nachdem die hochtrabenden Pläne für einen Kongresspalast mit
riesigen Ausmaßen - 315 Meter hoch, mit einer 100 Meter großen Leninstatue darauf - aufgegeben worden waren. Von Anfang an
war das Projekt des Moskauer Bürgermeisters Jurij Luschkow äußerst umstritten - in finanzieller und auch in ästhetischer
Hinsicht. Trotz einer groß angelegten Spendenaktion kostete den Staat der Wiederaufbau umgerechnet 150 Millionen Euro. Die künstlerische Leitung hatte Surab Zereteli.
Blick von der Terrasse der Erlöserkirche |
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Denkmal Peters des Großen |
Von der Terrasse der Erlöserkirche grüßen der große Kremlpalast und einige Kuppeln der
Kreml-Kathedralen. Eine Fahrt mit der weißen Flotte auf der Moskwa lohnt sich, da sie sehr reizvolle Perspektiven
eröffnet. |
Der Maler und Bildhauer Surab Zereteli hat einen guten
Freund, Moskaus Bürgermeister Jurij Luschkow. So verwundert es nicht, dass man in der Stadt immer
wieder auf eigenwillige Objekte des Künstlers trifft. |
Als äußerst umstrittene Krönung seines Schaffens gilt die 60 Meter hohe
Statue Peters des Großen. Dieses Denkmal löste Demonstrationen, Unterschriftensammlungen und sogar eine Bombendrohung
aus. |
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Bolschoi-TheaterDas Bolschoi-Theater ist die Wirkungsstätte eines
der berühmtesten Ballettensembles der Welt. |
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Historisches MuseumWir nähern uns dem Roten Platz. Noch verhindert das märchenhaft
wirkende Historische Museum den Blick auf den Platz. |
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AuferstehungstorDas Auferstehungstor ist eine Kopie des Tores von 1680,
das 1931 wie so Vieles unter Stalin in Moskau zerstört worden war. Es ist ist für uns der Eingang zum Roten Platz.
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Der Rote Platz
Ende des 15. Jahrhunderts ließ Iwan III die Häuser vor dem Kreml
abreißen. Der so entstandene Platz diente vorwiegend als Marktplatz. Es fanden dort aber auch Prozessionen,
Proklamationen und Exekutionen statt. |
Unter den Kommunisten wurde er ausschließlich für Militärparaden genutzt.
Der heutiger Name des Platzes stammt aus dem 17. Jahrhundert. Ursprünglich hieß er 'Schöner Platz'. Das
Wort 'krasny' veränderte im Laufe der Zeit seine Bedeutung und wird heute mit 'rot' übersetzt. So wandelte sich der Name in
'Roter Platz'. Die Verbindung zur Farbe des Kommunismus ist reiner Zufall. Der 500 Meter lange Platz wird auf der einen
Seite von der Kreml-Mauer mit dem Lenin-Mausoleum, am hinteren Ende von der Basilius-Kathedrale und auf der anderen Seite
vom berühmten Kaufhaus GUM gesäumt. |
Der Rote Platz mit dem Historischen Museum |
Das Lenin-Mausoleum |
Basiliuskathedrale (Wassili-Blashenny-Kathedrale) |
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Als Lenin 1924 starb, wurde - gegen seinen Willen und den
seiner Witwe - der Leichnam für die Nachwelt konserviert. Zunächst wurde der Einbalsamierte in einem Provisorium am Roten
Platz öffentlich aufgebart. Später wurde das Mausoleum errichtet.
Hinter dem Mausoleum befinden sich am Fuß der Kreml-Mauer die Gräber anderer berühmter Kommunisten, darunter die
Gräber von Stalin, Breschnew und Lenins Frau Krupskaja. |
Die Basiliuskathedrale wurde
unter Iwan dem Schrecklichen in der Mitte des 16. Jahrhunderts zur Erinnerung an den Sieg über die Mongolen errichtet.
Der Legende nach soll Iwan von der Schönheit der Kirche so überwältigt gewesen sein, dass er den Baumeister blenden ließ,
damit er nie mehr etwas ähnlich Schönes bauen könne. |
Das GUM
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Das Kaufhaus GUM (Gosudarstwenny Universalny Magasin) bekam seinen Namen nach
seiner Verstaatlichung im Jahre 1921. Heute dominieren im GUM westliche Firmen, Cafés und Restaurants. Typpisch russische
Geschäfte und Waren sucht man hier vergebens. |
Nach einer Taschenkontrolle betreten wir den Kreml.
Mariä-Entschlafens-Kathedrale |
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Die Kathedrale ist seit dem 14. Jahrhundert die wichtigste Kirche Moskaus. Hier wurden die Zaren gekrönt und die Metropoliten
und Patriarchen der orthoxen Kirche begraben. Als die erste Kirche bei einem Erdbeben zusammenfiel, holte Iwan
der Große in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen italienischen Architekten nach Moskau, der einen großzügigen
Entwurf im Geiste der Renaissance verwirklichte.
Mariä-Verkündigungs-Kathedrale |
Glockenturm 'Iwan der Große' |
Erzengel-Kathedrale |
Diese Kathedrale ist das einzige rein russische kirchliche Bauwerk im Kreml. Alle anderen Kreml-Kathedralen
wurden von Italienern erbaut. |
Der Anfang des 16. Jahrhunderts errichtete Glockenturm erhielt seinen Namen einerseits in Nachfolge der Kirche
des heiligen Iwan, die im 14. Jahrhundert hier stand, und andererseits wegen seiner Höhe von 81 Metern: "Iwan der Große".
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Die Erzengelkathedrale ist die jüngste der Kreml-Kathedralen. Ihr Bau wurde 1505 begonnen. Sie ist dem
Erzengel Michael gewidmet und diente als Grablege Moskauer Großfürsten und Zaren. |
Wir wären noch gern in Moskau geblieben. Aber unsere Zeitvorgabe zwingt uns wieder auf die Straße. Wir begeben uns auf die
430 km lange Strecke nach Valdai. Dabei kommen wir durch eine der ärmsten Gegenden unserer Reise. Die Vegetation wechselt zwischen
Wald, steppenähnlicher Landschaft, Heide mit Birken, Mooren und Flussauen mit riesigen Schilffeldern.
Nowgorod
Mit Nowgorod ist die Geschichte des altrussischen Staates eng verbunden. Hier erhielt die Dynastie der Ruriks im 9.
Jahrhundert die Fürstenrechte. Von hier aus brachen die Nowgoroder Anfang des 10.Jahrhunderts zu Feldzügen nach Konstantinopel
auf. Das Reich der Nowgoroder Rus wuchs so gewaltig an, dass die Hauptstadt nach Kiew, in zentralere Lage, verlagert wurde.
Von nun an spricht man von der Kiewer Rus. Nowgorod blieb ein äußerst wichtiges Handelszentrum zwischen Ost und West, bis es
im 15. Jahrhundert zwischen die Fronten des Kiewer Rus und des Großfürstentums Litauen geriet. Das alte Nowgorod war
zweigeteilt: am Nordufer der Wolkov die Sophienseite mit dem befestigten Nowgoroder Kreml, am Südufer die Handelsseite mit den
Handelshöfen.
Auf der Handelsseite
Jede Kaufmannsgilde hatte ihre eigene Kirche.
In den unteren Etagen dieser Kirchen befanden sich die Ämter für Maße und Gewichte. In den oberen Geschossen wurden in der
Regel zum Schutz vor Räubern die Waren gelagert. |
Jaroslaw-Hof
Vom Jaroslaw-Hof sind noch Reste erhalten. Dort residierte im 9. Jahrhundert Fürst Jaroslaw der
Weise. |
Hier wurde Handel in enormem Ausmaß getrieben, anfangs
mit der Warägerregion (Ostgoten) und dem islamischen Osten (Byzanz), später mit westeuropäischen Ländern (Lübeck).
Auf der Sophienseite
Sophienkathedrale |
Sophienglockenwand |
Jefimi-Uhrturm |
Tausend Jahre Russland
Im Zentrum des Nowgoroder Kremls
steht ein monumentales, fast 16 Meter hohes Denkmal aus Bronze: Tausend Jahre Russland. Es wurde von einem 25-jährigen
Petersburger Studenten entworfen. Das Denkmal ist in vier Abschnitte unterteilt, in denen
diejenigen dargestellt sind, die die tausendjährige Geschichte Russlands beeinflusst haben: |
Zaren, Fürsten, Krieger,
Schriftsteller, Künstler und Geistliche. Um den Reichsapfel sind sechs Skulpturengruppen angeordnet, die
die sechs Etappen der russischen Geschichte symbolisieren: Der erste Herrscher Rurik, die Taufe der Rus, Befreiung
vom Tatarenjoch, die Herrschaft Iwans III, die Krönung des Michail Romanow, Peter I. |
Im Freilichtmuseum
Nur wenige Kilometer von Alt-Nowgorod entfernt finden wir
in malerischer Landschaft ein Freilichtmuseum. |
Mit seiner Errichtung wurde 1964 begonnen. Bis zu unserem Besuch 2005
waren 20 bemerkenswerte Bauten auf das Museumsgelände umgezogen und so vor dem Zerfall gerettet worden. |
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Unser nächstes Ziel ist Sankt Petersburg. Wir wissen, dass die Strecke nur 240 km lang ist und
dank guter Straßen problemlos zu sein scheint. Aber die letzten 40 km führen ausschließlich durch die Stadt. |
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