Unterwegs in Europa

Durch das Herz Spaniens - Teil 4

Andalusien

19 Cordoba

Die Ursprünge der Stadt Cordoba reichen weit in die Vergangenheit: Zwischen 169 und 152 v. Chr. errichtete Claudio Marcelo am Guadalquivir eine römische Siedlung mit Flusshafen. Mehr als 800 Jahre blieb Cordoba römisch und wurde wichtiger Handelsstützpunkt.
Als die Mauren im Jahr 711 in die Stadt einmarschierten, schlossen sie mit den Stadtoberen einen Pakt, der das Leben und die Religion der Einwohner respektierte. Juden, Moslems und Christen lebten friedlich zusammen.
Im 10. Jh. gründete Abd ar-Rahman III. das unabhängige Kalifat von Cordoba. Das „Goldene Zeitalter“ begann. Die Stadt entwickelte sich zum bedeutendsten Zentrum des Abendlandes, zum Zentrum für Handel, Gewerbe und Wissenschaft, mit einer berühmten Universität, großen Bibliotheken und prächtigen Bauwerken.
Im 11. Jh. zerfiel das Kalifat durch Bürgerkriege in 30 Teilstaaten. Trotzdem entwickelte sich die Stadt intellektuell weiter, brachte weiterhin Dichter und Denker hervor.
Im Jahr 1236 wurde Cordoba von den christlichen Truppen unter Ferdinand III. erobert. Die Stadt verfiel.
Erst im 20. Jh. erhielt die Stadt neue Impulse und entwickelte sich zu einem wichtigen Knotenpunkt des Straßen- und Eisenbahnverkehrs zwischen Südspanien und Europa. Die Altstadt wurde 1994 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Zur Besichtigung der Altstadt von Cordoba bringt uns ein Bus zur Avenida de la Confederacion am Guadalquivir. Von hier haben wir einen wunderschönen Blick über den Fluss mit der Puente Romano, die Mezquita und Teile der Altstadt.

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Zu Fuß geht es weiter.

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Nachdem wir Brücke und Brückentor passiert haben, entdecken wir rechts ein Wohnhaus im maurischen Stil.



Links plätschert ein Brunnen mit dem Triumph des Heiligen Raphael. Das Denkmal wurde dem Schutzheiligen der Stadt im 18. Jh. gesetzt. Im Hintergrund erhebt sich der Bischöfliche Palast

mit einem schönen Innenhof.





Die Mezquita ist die prächtigste und mit einer Grundfläche von mehr als 23 000 m² größte Moschee von Cordoba. (Etwa zwei Drittel der Fläche nimmt die Gebetshalle ein, ein Drittel der Hof, in dem sich die Gläubigen vor dem Gebet reinigten.)
Die ursprüngliche Moschee wurde unter dem Kalifen Abd ar-Rahman I. zwischen 785 und 787 errichtet. Bis zum Jahr 987 wurde sie dreimal erweitert: unter Abd ar-Rahman II., unter al Hakam II. und unter al Mansur. Abd ar-Rahman III. ließ ein neues Minarett erbauen.

Cordoba

Mit der Eroberung der Stadt durch Ferdinand III. wurde die Moschee zur christlichen Kirche geweiht. Unter den nachfolgenden Königen erfolgten kleinere Ein- und Umbauten. Erst im 16. Jh. wurde mitten ins Herzstück der Moschee eine Kathedrale eingebaut, gegen den energischen Willen des Stadtrates, aber mit Billigung des Kaisers (Karls I. von Spanien – seit 1519 als Karl V. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches). Dazu wurden Säulen entfernt, um Platz für das Kirchengebäude zu schaffen.

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Westfassade
mit dem Portal San Esteban

Minarett

Bogenwerk
von al-Hakam II.

Hauptaltar

Monstranz

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Die Moschee vom Hof aus

Säulen und Bögen
aus der Zeit Abd ar-Rahman I.

Bogenwerk aus der Zeit al-Hakam II.

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Bogenwerk von al-Hakam II.

Mihrab

mittlere Kuppel

Cordoba

Nicht weit von der Mezquita entfernt liegt das ehemalige Judenviertel. Hier scheint die Zeit still zu stehen: enge Gassen, verträumte Winkel, interessante Bauwerke mit schmiedeeisernen Fenstergittern und Toren, Silberschmiede – wie vor 1000 Jahren.

Cordoba
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An zentralem Platz im Viertel steht ein Denkmal für Maimónides. Der aus Cordoba stammende Arzt und Theologe (1135-1205) war eine der wichtigsten jüdischen Persönlichkeiten des Mittelalters.

Ein Stück weiter befindet sich die – neben den beiden in Toledo – einzige in Spanien erhaltene Synagoge aus dem Jahr 1315. Nach der Vertreibung der Juden 1492 wurde sie unterschiedlichen Zwecken zugeführt. Erst Ende des 19. Jh. entdeckte man ihre ursprüngliche Nutzung, als hinter einer abbröckelnden Putzschicht hebräische Inschriften zum Vorschein kamen. Die Synagoge wurde zum Nationalmonument erklärt.
Die Mauern des Innenraums sind mit reichen Gipsarbeiten verziert.

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Schmuckstücke sind die Patios von Cordoba. Die Innenhöfe der Wohnhäuser mit ihren Backsteinbögen, farbenprächtigen Fliesen, schmiedeeisernen Skulpturen, Brunnen und Töpfen voller Blumen an Wänden und auf dem Boden sind eine wahre Augenweide.
Ähnlich reizvoll ist auch das enge Gässchen Calleja de las Flores.



Und immer wieder begegnet uns unterwegs der Osborne-Stier.

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20 Sevilla

Die heutige Hauptstadt von Andalusien hat eine lange Geschichte: Im 8. Jh. v. Chr. gründeten Nachkommen der Tartesianer (aus dem sagenhaften Reich Tartessos) am Ufer des Guadalquivir den Ort Ispal, der als Ursprung Sevillas gilt.
Im 3. Jh. v. Chr. besetzten Karthager die Region. Die Römer unter Scipio Africanus vertrieben sie 206 v. Chr. in einer vernichtenden Schlacht und blieben 700 Jahre lang.
Auf die Römer folgten die Vandalen, Sueben und Westgoten. Unter den Westgoten wurde Sevilla im 6./7. Jh. zu einem kulturellen Zentrum.
Als die Mauren 712 die Stadt einnahmen, begann ein neues glanzvolles Zeitalter. Auch nach dem Ende ihrer Herrschaft blieb der Glanz Sevillas erhalten. Die Almohaden aus Marokko machten Sevilla zu ihrer Hauptstadt.
Im Jahr 1248 wurde Sevilla nach zweijähriger Belagerung von den christlichen Truppen unter Ferdinand III. erobert. Die Araber mussten die Stadt verlassen, nur Juden und Mudéjares (zum Christentum bekehrte Mauren) durften bleiben.
Mit dem Ende der Reconquista 1492 (durch die Einnahme von Granada) befahlen die Katholischen Könige die Ausweisung der Juden. In Sevilla richteten sie den Sitz der Inquisition ein.
Im selben Jahr entdeckte Kolumbus Amerika. Die Entdeckung bedeutete für Sevilla erneut ein goldenes Zeitalter. Die Stadt erhielt das Monopol für den gesamten Handel mit der Neuen Welt.
Der Reichtum aus den neu erschlossenen Gebieten machte Spanien zum mächtigsten Staat Europas und Sevilla zur wohlhabenden Stadt. Doch ständige Kriege fraßen den Reichtum auf. Um 1680 war der Guadalquivir so versandet, dass der Überseehandel nach Cádiz verlegt wurde. Hinzu kam eine Pestepidemie. Der Niedergang Sevillas war besiegelt, auch wenn es der Stadt gelang, einzelne Handelsmonopole wie das für den Tabakhandel zu behalten.
Im 19. Jh. gelangte Sevilla – nach einer zweiten Pestepidemie – unter Isabella II. erneut zu gewissem Wohlstand.
Im 20.Jh. prägten zwei große Industrieausstellungen die Stadt – die Ibero-Amerikanische Ausstellung (1929) und die Weltausstellung Expo (1992).

Wir beginnen unseren Rundgang durch Sevilla im Park María Luisa. Von den Ausstellungen zeugen in beeindruckender Weise vor allem die Plaza de America und die Plaza de Espana.

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Die Plaza de America ist ein großzügig angelegter Platz mit Grünanlagen und einem Brunnen, eingerahmt von drei Gebäuden in drei verschiedene Stilrichtungen: dem Mudéjar-Stil, der Gotik und der Renaissance. Der Mudéjar-Pavillon ist Sitz des Museums für Volkskunst und Brauchtum in Andalusien.

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Die Plaza de Espana ist ein halbrunder Platz mit einem halbrunden Gebäude, dessen Enden von zwei hohen Türmen gekrönt werden. Unter den Balustraden des Gebäudes stehen 54 mit Kacheln verzierte Bänke. Jede der 54 Provinzen Spaniens ist hier mit ihrem Wappen, einer Karte und einem wichtigen Ereignis aus ihrer Geschichte dargestellt. Ein künstlicher Kanal verläuft durch das Innere des Platzes.

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Nächster Besichtigungspunkt sind die königlichen Residenzen, Los Reales Alcazáres. Die Herrscher der Almohaden ließen im 12. Jh. einen ersten Alcazar bauen. Innerhalb dieser Palastanlagen wurde im Jahr 1364 mit dem Bau einer neuen königlichen Residenz für Pedro I., auch Peter der Grausame genannt, begonnen. In weniger als zwei Jahren entstand der traumhafte Palast mit Hallen und Innenhöfen im Mudéjar-Stil, der heute noch das Herzstück des gesamten Komplexes ist. Spätere Monarchen ließen noch eigene Bauten anfügen.
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Wir betreten die Palastanlagen durch die Puerta del Léon in der Mauer des alten Almohaden-Palastes.

Nach wenigen Schritten erreichen wir den Patio de la Monteria. Vor uns erscheint der Palacio Pedro I., ein Meisterwerk des Mudéjar-Stils, mit seiner herrlichen Fassade. Rechts und links begrenzen eher schlichte Gebäude den Innenhof.

Im Patio de las Doncellas, dem Jungfrauenhof, sind die Wände rundum mit Schmuckfliesen und die Arkaden reich mit Stuck-Ornamenten verziert. Auch die Türen zeugen von meisterlicher Handwerkskunst.

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Reich verzierter Türbogen in einem königlichen Schlafgemach

Der prachtvolle Salón de Embajadores, der Salon der Botschafter, wurde unter Pedro I. errichtet und ist nahezu originalgetreu erhalten. Mosaike aus glasierten Keramik-Fliesen, sogenannte Azulejos, und Stuckarbeiten sowie drei Bogenreihen mit jeweils drei Hufeisenbogen zieren diesen Saal.

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In den Salones de Carlos V sind wunderschöne Azulejos und eine Sammlung flämischer Gobelins aus dem 16. Jh. zu sehen.

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Kunstvoll gestaltete Decken runden das prächtige Bild der Palastanlagen ab.(links)

Ein Meisterwerk sind auch die Gärten der Residenzen. Über die Jahrhunderte wurden sie mit Terrassen, Brunnen und Teichen, Pavillons, Statuen und sogar mit einem kleinen Labyrinth ausgestattet und sind zu einer Oase in der Hitze der Stadt geworden.(unten)

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Es folgt ein Spaziergang durch die engen Gassen des Stadtviertels Santa Cruz zur Plaza Virgen de los Reyes.(links)

Rechts der erzbischöfliche Palast aus dem 18. Jh.

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Geradeaus erhebt sich die gewaltige gotische Kathedrale. Sie steht auf dem Boden einer im 12. Jh. von den Almohaden erbauten Moschee. Sie ist die größte Kathedrale Spaniens mit einem Grundriss von 116 m x 76 m und einer Höhe bis zu 56 m im Innenraum. Die Grundmauern wurden in den Jahren 1401 bis 1506 errichtet. Bis zur Fertigstellung dauerte es dann noch vierhundert Jahre.
Der heutige Kirchenbau besteht aus fünf Schiffen, das zentrale Schiff ist größer und höher als die übrigen.
Der Glockenturm entstand aus dem Minarett. Zunächst wurde nur die muslimische Bronzekugel an der Spitze durch das Kreuz ersetzt.
Erst 1568 setzte man das Renaissance-Türmchen auf.
Wir sehen uns die Kathedrale nur von außen an. Es ist Sonntag, deshalb ist morgens keine Besichtigung möglich. Und am Nachmittag ist die Warteschlange der Touristen vor der Kirche so lang, dass wir auf einen Besuch verzichten.

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Von links: Der Glockenturm, davor in der Mitte der Plaza Virgen de los Reyes eine Laterne mit Brunnen (Anfang 20.Jh.) - Blick von Osten auf die Kopfseite der Kathedrale - Blick von Süden - In der Südmauer: Portal des Prinzen

21 Auf dem Weg nach Jerez de la Frontera

Sevilla

Die Strecke von Sevilla nach Jerez de la Frontera ist über die Autobahn nicht weit. Wir fahren jedoch nicht den direkten Weg, sondern wählen zunächst einen Rundkurs von ca. 280 km.

Zuerst geht es nach Westen Richtung Huelva. Wir wollen u.a. das Kolumbus-Museum am Karavellenkai unterhalb des Klosters La Rabida besuchen.

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Leider ist heute Montag und das Museum geschlossen. So können wir die Nachbauten der drei Schiffe, mit denen Kolumbus‘ bescheidene Flotte nach Amerika gesegelt ist, nur aus der Ferne betrachten.

Ab Huelva wechseln wir die Richtung. Es geht südwärts entlang der Costa de la Luz bis Matalascanas. Es begleiten uns ein lichter Wald von Fächerpinien und gewaltige Dünen. Auf dem Weg nach Norden zurück zum Ausgangspunkt unseres Rundkurses kommen wir durch den Nationalpark Entorno de Donana, ein Vorschutzgebiet für den eigentlichen Donana-Nationalpark, Spaniens berühmtestes und bedeutendstes Tier- und Naturschutzgebiet und eines der letzten großen Feuchtgebiete Europas.

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22 Jerez de la Frontera

Mit dem Namen Jerez verbindet der Spanier als auch der ausländische Tourist dreierlei:

1. Sherry
2. Rassepferde
3. Flamenco

Am Morgen nach unserer Ankunft besuchen wir als Erstes die Reitkunstschule Real Escuela Andaluza del Arte Ecuestre.

Jerez

Zunächst sehen wir bei einer Führung eine ganze Reihe auf Hochglanz polierte Kutschen. Danach gehen wir in die Stallungen. Hier werden rund 60 der edelsten – von Araberpferden der Mauren abstammenden – andalusischen Pferde gehalten. Gezüchtet werden diese Pferde im nahen Staatlichen Hengstdepot.

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Wir besuchen die Sattlerei und gucken den Handwerkern bei ihrer Arbeit über die Schulter. Bis zur Öffnung der Reitarena schlendern wir noch durch die Parkanlagen mit dem Las-Cadenas-Palast.
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In der Arena erleben wir während der Schau „Wenn andalusische Pferde tanzen“ die hohe Kunst des Dressurreitens.

Jerez

Am Nachmittag besuchen wir die weltweit bekannte Bodegas Sandeman. Eine kompetente Führerin weiht uns in die Geschichte des Sherrys, in das langwierige Verfahren zu seiner Herstellung und in die Klassifizierungs-Kategorien ein:
Vor rund 3000 Jahren brachten Phönizier den Weinanbau nach Jerez. Griechen und Römer setzten den Anbau fort. Die Grundlage für die heutige Sherry-Produktion wurde aber erst nach der Reconquista geschaffen, nachdem sich britische Geschäftsleute um Jerez ansiedelten. Sie erkannten, dass das gute Zusammenspiel von Boden, Klima und Weinstöcken Spitzenweine hervorbrachte, erst recht, wenn man diese mit Weingeist versetzte. Anglo-andalusische Dynastien wie Sandeman entstanden.

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Das langwierige Herstellungsverfahren beginnt bereits in den hügeligen Weingärten mit der Anpflanzung der Rebstöcke, der Veredlung durch Pfröpflinge und dem Rebschnitt.
Nach der Lese erhalten die Pedro-Ximénez-Trauben eine Sonnenbehandlung. Sie werden zum Trocknen auf Matten ausgelegt, so erhöht sich ihr Zuckergehalt. Danach kommen sie in die Presse. Die Palomino-Trauben werden sofort nach der Lese gekeltert.

Jerez

Der Gärungsprozess in den Fermentierungskesseln kann beginnen. Ständige Kontrollen begleiten den Prozess. Nach drei Monaten wird der Sherry klassifiziert, d.h. einer der Grundarten „Fino“, „Amontillado“, „Oloroso“ oder „Cream“ zugeordnet. Danach wird er in Fässer abgefüllt, mit Weingeist versetzt und so lange gelagert, bis er die gewünschte Qualität hat. (unten links)

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Nach so viel Theorie ist es selbstverständlich, dass wir an einer Sherry-Verkostung teilnehmen. Damit uns die edlen Tropfen nicht zu Kopf steigen, werden dazu leckere Tapas gereicht. (rechts)

Jerez

Am Abend besuchen wir die Taberna Flamenca im Flamenco-Stadtviertel von Jerez. Zunächst genießen wir ein mehrgängiges Menü andalusischer Küche. Danach entführt uns eine Zigeunerfamilie in die Welt des Flamencos. Hier sind Tanz und Gesang künstlerischer Ausdruck von Lebensfreude und -leid. So kann z.B. das Stakkato der Stiefel Wut oder Stolz ausdrücken, die schmeichelnde Bewegung der Hände Zärtlichkeit oder Werbung symbolisieren, die stolze und doch anmutige Pose unterdrückte Leidenschaft darstellen.

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23 Auf dem Weg nach Ronda

Von Jerez de la Frontera fahren wir (wieder) nicht die kürzeste Route nach Ronda. Wir nehmen die Straße entlang der Costa de la Luz bis zum südlichsten Ort Spaniens, Tarifa. Es folgt Richtung Gibraltar eine kurvenreiche, stark ansteigende Strecke. Auf einer Höhe von 340 m ü. NN befindet sich ein wunderschöner Aussichtspunkt. Über die Straße von Gibraltar hinweg sehen wir auf der gegenüberliegenden Seite die Küste Afrikas.

Im Süden Einen Blick auf den Felsen von Gibraltar erhaschen wir nur aus der Ferne.

Im Süden

Der weitere Weg führt uns an einigen Pueblos Blancos vorbei. Die hier angesiedelten Andalusier zogen das Leben in den befestigten, nach maurischer Tradition weiß getünchten Gipfelorten dem in der andalusischen Ebene vor. Ihr Lebensstil hat sich bis heute kaum verändert.

Zu den Pueblos Blancos gehören u.a. die Dörfer Jimena de la Frontera und Gaucin.

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24 Auf dem Weg nach Granada

Im Süden Im Süden

Wir verlassen auf dem Weg nach Granada die Hauptstraße, um in das Naturschutzgebiet an der Laguna de Fuente de Piedra zu fahren.

Der seichte See ist neben der französischen Camarque einer der beiden wichtigsten Brutplätze für Flamingos in Europa. Nach feuchten Wintern kommen aus Westafrika bis zu 25 000 Tiere, um hier zu brüten. In (leider immer häufiger vorkommenden) Dürreperioden sind es deutlich weniger. Die Küken schlüpfen von April bis Mai. Im Herbst fliegen sie nach Westafrika zurück.>

Im Süden Im Süden Im Süden

25 Granada: Alhambra

Die erste Intervention der Mauren in Spanien fand im Jahr 710 statt, als sie gerufen wurden, um einen Streit zwischen Westgoten zu schlichten. Nur ein Jahr später kamen sie wieder, diesmal um Spanien zu erobern. Innerhalb von 10 Jahren drangen sie bis zum Norden vor, der aber unter christlicher Herrschaft blieb. 1085 – mit der Rückeroberung von Toledo an die Christen – verloren die Mauren die Kontrolle über Zentralspanien. 1212 erreichte die Reconquista Andalusien. 1236 eroberte Ferdinand III. Córdoba und 12 Jahre später Sevilla. Ende des 13. Jh. war nur noch das Königreich von Granada unter maurischer Kontrolle. Der Begründer der seit 1238 in Granada ansässigen Nasriden-Dynastie, Mohammed I., hatte Ferdinand III. gegenüber Lehnspflicht akzeptiert. Der Gefährdung des neuen Reiches waren sich die Herrscher Granadas immer bewusst. Aber es gelang ihnen über eine Zeitspanne von mehr als 250 Jahren, ihren Vasallen-Staat aus allen Streitereien, Kriegen und Unglücken wie die Pest weitgehend herauszuhalten. 1492 schließlich fiel Granada an die katholischen Könige Ferdinand und Isabella von Aragón und Kastilien.

Die Alhambra, auf Hügeln südlich der Altstadt von Granada gelegen, ist nicht nur der Palast der Nasriden. Zur Gesamtanlage gehören auch der Palast Karls V., der Alcazaba und der Gartenpalast Generalife.

Wir beginnen unsere Besichtigung am Sommersitz der Könige, am Palacio del Generalife (arab. „djennat al-Arif“ = „Garten des Architekten“). Der Sitz wurde 1319 unter dem Nasriden-Sultan Ismail I. vollendet, aber im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Aus Obstgärten und Weiden wurden Parkanlagen mit Terrassen, Grotten, Blumenbeeten, Hecken und Wasserspielen und mit herrlichem Blick auf Alhambra und Granada.

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Südpavillon

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Wasserbeckenhof / Nordpavillon

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Wandgestaltung / Stuckgips

Granada

Wandgestaltung / Stuckgips

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Hof der Sultanin

Danach betreten wir den eigentlichen Burghügel.

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Wir kommen vorbei an Ausgrabungen des Palastes Abencerrajes, am Parador de Granada (einem ehemaligen Kloster aus dem 15. Jh., auf Anordnung der Katholischen Könige errichtet) (links) und an der Kirche Santa Maria.(rechts)

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Wir erreichen den Palast Karls V. (Zur Erinnerung, s. auch Cordoba: Karl I. von Spanien wurde 1519 als Karl V. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches). Er trägt der Name des Kaisers, der 1526 den Auftrag zum Bau gab, der ihn aber nie bewohnen konnte.

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Wir kommen vorbei an Ausgrabungen des Palastes Abencerrajes, am Parador de Granada (einem ehemaligen Kloster aus dem 15. Jh., auf Anordnung der Katholischen Könige errichtet) (links) und an der Kirche Santa Maria.(rechts)

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Detail am Westportal

Zu den Nasriden-Bauten gelangen wir durch das Wein-Tor.

Vor uns ragt die Alcazaba auf. Sie wurde unter dem ersten Nasriden-Sultan Mohammed I. im 13. Jh. erbaut. Von der ursprünglichen Königsburg sind nur noch die Umfassungsmauern mit den gewaltigen Türmen übrig geblieben.

In der Mitte des 14. Jh. erbauten die Kalifen Yusuf I. (reg. 1333-1354) und Mohammed V. (reg. 1354-1391) ihre Palastanlage. Äußerlich eher unscheinbar, liegt ihre Schönheit im Verborgenen, fantasievoll gestaltet mit Fliesen, Stuckgips und Holz. Der Palast gliedert sich in drei Bereiche, wobei alle Räume eines Bereiches zu einem Innenhof führen.

a) in den für Versammlungen und öffentliche Rechtsprechung vorgesehenen Mexuar mit dem Patio del Mexuar:

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b) in den eigentlichen Königspalast (Serail) mit dem Patio de los Arrayanes, dem Myrten-Hof:

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c) in die Frauengemächer (Harem), in denen das Privatleben der Herrscher stattfand, mit dem Patio de los Leones, dem Löwen-Hof:

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Wie im Märchen aus 1001 Nacht: Stallaktiten-Gewölbe.

Blick von der Galerie der Frisierkammer der Königin auf das Stadtviertel Albaicín von Granada und auf den Gartenpalast Generalife.
Vom ältesten Teil der Alhambra, dem Palast Partal, sind nur noch ein Turm und ein Seitenflügel mit Säulengang erhalten geblieben. Die Palastgebäude waren um das große Wasserbecken angeordnet. Reste wurden erst ab dem ersten Drittel des 20. Jh. gefunden.

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26 Sierra Nevada und Las Alpujarras

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Südöstlich der Stadt Granada erstreckt sich eine mächtige Gebirgskette mit vierzehn über 3000 Meter hohen Gipfeln auf einer Länge von fast 110 km: die Sierra Nevada.

Bei einem Busausflug durch dieses Gebirge fahren wir von Granada aus die Straße Gr-420, die als höchste Europas gilt. Sie führt uns zum Skiort Pradollano, einem der bedeutendsten Orte für Wintersport in Spanien, der von Ende November bis in den Mai hinein mit seinem großen Angebot an Pisten und Liften zum Skilaufen einlädt. Außerhalb der Saison aber erleben wir Pradollano als einen trostlosen Ort mit einer Handvoll Menschen, ausgestorben, Ferienwohnungen, Hotels und Restaurants – bis auf eins – geschlossen.

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An der Südflanke der Sierra Nevada liegt die Bergkette Las Alpujarras. Hier wechseln sich kahle Hänge und tiefe Schluchten ab mit oasenähnlichen weißen Dörfern, die an reißenden Bächen inmitten von Gärten, Walnussbäumen und Eichen liegen.

Wir fahren in das malerische Poqueira-Tal mit seinen drei für Las Alpujarras typischen Dörfern Capileira, Bubión und Pampaneira. In Pampaneira schlendern wir durch den Ort. Die weiß getünchten Häuser scheinen aneinander zu kleben, die schmalen Gassen sind mit Blumen üppig geschmückt. Und überall handgewebte Teppiche und Vorhänge mit maurisch beeinflussten Mustern, die von den Dorfbewohnern hergestellt und vermarktet werden. Wir kaufen lieber ein paar Zutaten fürs Kochen daheim: Olivenöl, in Honig eingelegte Walnüsse,…

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Letzte Station auf unserer Rundreise ist Trevélez, im Schatten des 3482 Meter hohen Mulhacén. Der Ort ist für seine Serrano-Schinken bekannt. Wir besuchen eine Schinkentrocknerei. Einer unserer Mitreisenden kauft einen ganzen Schinken für eine größere Feier zu Hause. - Wir begnügen uns lieber mit kleineren Stücken.

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Impressum

Vorwort

Teil I

(Barcelona, Montserrat, Santa Maria de Poblet, Pamplona)

Teil II

(Yuso und Suso, Santo Domingo de Silos, Burgos, Valladolid, Salamanca, Ávilla)

Teil III

(El Escorial, Segovia, Madrid, Toledo)


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