Die Stadt am Tajo besitzt ein reiches historisches Erbe. Bereits die Römer errichteten an der Stelle des heutigen
Alcázars ein Kastell. Die Westgoten kamen im 6. Jh., die Araber fielen im 8. Jh. ein. 1085 ging die Stadt endgültig
in christliche Hände über. Im Mittelalter entwickelte sich die Stadt zu einem Schmelztiegel der Kulturen. „Toledo der
drei Kulturen“ wurde die Zeit des friedlichen Zusammenlebens von Juden, Moslems und Christen genannt. Diese Zeit endete,
als 1492 die Vertreibung der Juden und 1502 die der Mauren verfügt wurde. Später war Toledo einer der Mittelpunkte der
spanischen Renaissance, ihr Name wird noch heute unlösbar mit dem Maler El Greco in Verbindung gebracht. 1987 erklärte
die UNESCO die großartige Gesamtanlage aus Baudenkmälern unterschiedlicher Epochen zum Weltkulturerbe.
Unsere Besichtigungstour beginnt auf der Terrasse eines Hotels hoch über dem Tajo. Von hier haben wir einen herrlichen
Panoramablick auf Toledo: auf bunt zusammengewürfelte braune Häuser, auf die daraus hervorragenden Baudenkmäler wie den
Alcazar, die Kathedrale, die Kirche San Juan de los Reyes und die zahlreichen eleganten Türme im Mudéjarstil.
Toledo gehört zu den wenigen Städten auf der ganzen Welt, deren lokales Handwerk weltweit Anerkennung fand. Am
repräsentativsten sind dabei die Gewerbe rund um den „Toledaner Stahl“ wie Schmiedekunst, Waffen- und Rüstungsherstellung
und Damaszierung.
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Das im 14.Jh. als Mauerturm errichtete Sonnentor (links) erfüllte zwei Funktionen. Es verband die Stadt
innerhalb der Mauern und die Vorstadt mit der Kirche Santiago del Arrabal. Außerdem erfüllte es militärische Aufgaben. |
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Unser Rundgang durch die Altstadt beginnt im von Kardinal Mendoza im 16. Jh. gegründeten Santa-Cruz-Hospital für
Findelkinder, dem heutigen Santa-Cruz-Museum. Die Hauptfassade mit ihren beiden Skulpturengruppen ist ein prächtiges
Beispiel des spanischen Platereskenstils. Die vier Haupttrakte des Baus über dem Grundriss eines griechischen Kreuzes
sind den schönen Künsten mit den Schwerpunkten Mittelalter und Renaissance gewidmet. Hier gibt es u.a. eine reiche
Wandteppichsammlung, Möbel und Waffen aus dem 16. Jh., Kruzifixe aus Elfenbein …und vor allem die Gemäldesammlung von
spanischen Malern des 16. Und 17. Jh.. Unter den rund zwanzig – z.T. nur zugeschriebenen – Arbeiten El Grecos befindet
sich auch eines seiner letzten Bilder, „Mariä Himmelfahrt“ von 1613.
Hauptfassade des Santa-Cruz-Museums
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El Greco: Mariä Himmelfahrt |
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Archäologische Kostbarkeiten sind im „Edlen Kreuzgang“ und in einem Untergeschoss zu finden.
Vervollständigt wird das Museum durch eine Auswahl kunsthandwerklicher Arbeiten im Mudejarstil und Fliesen. |
Wir bummeln über die Plaza de Zocodover, Toledos lebendiges Zentrum seit über tausend Jahren. |
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Auf seiner östlichen Seite befindet sich der Arco de la Sangre (Blutbogen). Mitglieder der
ehemaligen Laienbrüderschaft Cofradía de la Sangre spendeten den zum Tode Verurteilten, die auf dem Platz hingerichtet
wurden, in ihren letzten Minuten Trost. |
Durch die Calle Comercio und die Calle Hombre de Palo geht es weiter. Beide Straßen sind für die bevorstehende
Fronleichnamsprozession mit Sonnensegeln geschmückt.
Wir kommen zum Rathausplatz, der Plaza del Ayuntamiento. Herausragende Gebäude am Platz sind das Rathaus, der
Erzbischöfliche Palast und … die Kathedrale.
Schon im 7. Jh. stand hier eine Kirche. 1226 begann man nach Plänen von Martín und Petrus Petri
mit dem Bau der heutigen Kathedrale, die letzten Gewölbe wurden erst 1493 fertig. Den letzten großen architektonischen
Eingriff wagte Narciso Tomé mit der „Transparente“. Tomé hatte den Auftrag, der Altarkapelle mit dem Allerheiligsten mehr
Licht zuzuführen. Er ließ eine Öffnung in der Wölbung herstellen, durch die mitten im Halbdunkel die Sonne hineinscheint
und die zahlreichen Figuren aus Marmor, Jaspis und Bronze im großen Altarbild erhellt. |
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Das Hochaltarretabel ***), entstanden Ende des 15. Jh., zeigt Szenen aus dem Leben Jesu.
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Das Chorgestühl *) gilt als eines der bedeutendsten Zeugnisse der kastilischen Renaissance. Die
Schnitzarbeiten am unteren Teil sind von Rodrigo Alemán und stellen die Eroberung Granadas dar, der obere Teil von
Felipe Vigarny und Alonso de Berruguete zeigt Personen aus dem Alten Testament.
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Das Juwel des Kirchenschatzes ist die Prozessionsmonstranz *)(1517-1524). Die mehr als drei Meter hohe
Monstranz aus massivem Silber, Gold und Edelsteinen wird bei der Fronleichnamsprozession durch Toledos Straßen getragen.
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In der Sakristei befindet sich das Museum der Kathedrale. Hier ist u.a. El Grecos – extra für die
Kathedrale gemalte – Werk „Entkleidung Christi“ *) (1575-1577) über dem Marmoraltar zu sehen. Dieses Gemälde gilt zusammen
mit dem …
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„Begräbnis des Grafen Orgaz“ **) (1586-1588) zu den Höhepunkten in El Grecos Schaffen. Letzteres ist in
der Iglesia de Santo Tomé zu bewundern. Der Graf stiftete einen Großteil der Baukosten der heutigen Kirche aus dem 14. Jh.
Als Dank und zu Erinnerung an Orgaz gab ein Gemeindepriester das Gemälde in Auftrag. |
Wir wandern weiter zum ehemaligen Judenviertel.
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Das Museo de El Greco können wir nur von außen betrachten, es ist geschlossen. Ob das zum Museum
umfunktionierte Haus Wohnhaus El Grecos war, ist nicht bekannt.(links) Die im maurischen Stil erbaute Sinagoga
de Santa Maria la Blanca aus dem 12. Jh. war die erste und größte von ursprünglich acht Synagogen. Sie und die Synagoga
del Tránsito blieben trotz Judenvertreibung in wechselvoller Geschichte erhalten, beide wurden aber umgestaltet.
(rechts) |
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Das Kloster San Juan de los Reyes, sein Bau wurde vom Katholischen Königspaar 1476 zur Erinnerung an
den Sieg über die Portugiesen bei Toro in Auftrag gegeben.
An der Puente de San Martin, Fußgängerbrücke über den Tajo, endet unser Bummel durch Toledo. |
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Fremde Quellen (Toledo): *)= Ganz Toledo
ISBN 978-84-378-2030-9 **)= Ansichtskarte ***)= paradoxplace.com |
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