Teil 3: Von Aphrodisias bis nach Kappadonien
11. Pamukkale und Hierapolis
Kalksinter gibt es im Umfeld von Karstquellen. Zum ersten Mal
begegneten wir (bewusst) dem Phänomen der Naturgestaltung durch
Sinterkalke beim Besuch der Plitwitzer Seen in Kroatien.
Jetzt erleben wir in an den Kalksinterterrassen von Pamukkale ein
weiteres Mal dieses seltene Naturschauspiel. Die Sinterkalke
(Travertin) stammen von 34-35°C heißen Quellen, die u.a. größere
Mengen gelöstes Kalziumbikarbonat enthalten. Wenn beim Austritt des
Wassers an die Erdoberfläche der Druck nachlässt, wandelt sich der
gelöste Kalk in Kohlendioxyd, Wasser und Kalziumkarbonat um. Fließt
das Quellwasser bergab und verzweigt sich dabei der Wasserlauf,
lagert sich das Kalziumkarbonat nach und nach als fächerartige
Kalksinterflächen, die kleine Becken und Terrassen bilden, ab. An
steilen Abfällen können Stalaktiten oder Wölbungen entstehen.
Die Thermalquellen von Pamukkale sind von alters her wegen ihrer
heilenden Kraft bekannt. Als die aus dem Boden sprießenden Hotels
der 80er/90er Jahren des letzten Jahrhunderts das Thermalwasser zum
Verbrauch und als Poolwasser nutzten, drohte dem Naturphänomen die
Zerstörung. Die Terrassen wurden nicht mehr genügend überspült und
wuchsen kaum noch nach. Die weißen Terrassen wurden braun und grau.
Nach langem Tauziehen zwischen Naturschutzverbänden und der
türkischen Regierung gelang 2000 endlich der Durchbruch zum Erhalt
des Naturschauspiels. U.a. wurden Hotels, Gaststätten und Geschäfte
an den Sinterterrassen abgerissen. Inzwischen haben sich die
Terrassen weitestgehend erholt. Touristen dürfen sie wieder
betreten.
Etwa 190 v. Chr. wurde das Thermal-Kurbad Hierapolis von Eumenes
II., dem König von Pergamon, gegründet.
Erst unter römischer Herrschaft (ab 133 v. Chr.) wurde die Stadt
auch für ihre Wollindustrie bekannt. Die Glanzzeit von Hierapolis
lag im 2./3. Jhrd. n. Chr., die meisten Überreste aber sind jüngeren
Datums.
Auf dem Weg nach Fethiye:
12. Die Saklikent-Schlucht und Myra
40 km südöstlich von Fethiye hat der reißende Bach Saklikent Cayi
einen engen, 200-300 m hohen und 18 km langen Canyon in die Flanke
des 3016 m hohen Gömbe Akdagi geschnitten. Vom Einstieg in die
Schlucht aus können wir – nach Entrichten eines Eintrittsgeldes –
auf schmalen Stegen ein paar Hundert Meter in den Canyon
hineingehen und das bizarre Naturschauspiel genießen.
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Wer will,
kann sich nach seiner Rückkehr in einem Restaurant mit zahlreichen
in den Bach hinein gebauten hölzernen Plattformen verwöhnen lassen.
Wir kaufen uns an einem Stand leckeren Honig und ein paar Gewürze
u.a. Safran und Chili.
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Es geht weiter nach Myra = Demre = Kale
Die drei Namen stehen mehr oder weniger für denselben Ort:
- Myra ist der antike Name der Stadt.
- Den türkischen Namen Demre erhielt die Stadt wahrscheinlich
nach der Eroberung durch die Seldschuken und Osmanen, weil sie im
Mündungsgebiet des Demre Cayi liegt.
- Erst Ende des letzten Jahrhunderts erfolgte die amtliche
Umbenennung in "Kale". Grund für die Neuerung: Die Burg über der
Talöffnung des Demre Cayi. Die Einwohner der Stadt freunden sich
nur zögerlich mit dem Namen an, da „Kale“ einfach nur „Burg“ heißt
und somit eigentlich nichts über die Stadt aussagt.
Im Westen von Demre steht eine dem heiligen Nikolaus geweihte
Basilika.
Nikolaus war im 4. Jhrd. Bischof von Myra. Er war bekannt für
seine großmütige und fromme Lebensweise. Sie machte ihn auch für
die Moslems zu einem verehrungswürdigen Mann. „Noel Baba“ wird er
von den Türken genannt.
Die erste Kirche wurde 809 von Arabern zerstört. Ein russischer
Fürst ließ sie im 19. Jhd. im byzantinischen Stil wieder aufbauen.
Einige Fresken sind noch zu sehen. Der Sarg des heiligen Nikolaus
steht im Innern der Kirche, seine Gebeine wurden allerdings 1087
ins italienische Bari überführt.
13. Aspendos
Die Hafenstadt Aspendos am Fluss Eurymedon (heute Kopru Cayi)
war unter pergamenischen Herrschaft die östlichste Stadt im
Königreich. Zur Zeit der Römer entwickelte sie sich zum
Handelszentrum, zum Umschlagplatz vor allem von Öl, Sesam,
Getreide und Salz.
Heute liegt Aspendos etwa 200 m westlich des Flusses und fast 15
km vom Meer entfernt.
Ein besonders sehenswertes Baudenkmal ist das um 162 n. Chr. erbaute
Theater mit 15.000 bis 20.000 Sitzplätzen. Der römische Baumeister
ließ das Bühnenhaus bis zur obersten Sitzreihe hochziehen und
verwandelte das Theater so in einen „geschlossenen Raum“.
(Das Bühnenhaus trug außerdem einen hölzernen Baldachin.) Auf der
Innenseite hat das Bühnengebäude Nischen, die ursprünglich durch
Säulen optisch voneinander getrennt waren. In den Nischen standen
Statuen. Vierzig Marmorsitzreihen wurden von Treppen unterteilt.
Vom überdachten Arkadengang aus konnten Honoratioren auch bei
schlechtem Wetter die Darbietungen verfolgen.
14. Anamur mit der Festung Mamure Kalesi
Das Städtchen Anamur liegt am südlichsten Punkt der Türkei.
Ein paar Kilometer östlich, an der Straße nach Silifke, steht auf
einer kleinen felsigen Landzunge die mittelalterliche Festung
Mamure Kalesi aus dem 12. Jhrd. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte
sie häufiger den Besitzer: Errichtet wurde sie zur Zeit des
Kleinarmenischen Königreichs, danach unterstand sie den Königen von
Zypern. Mitte des 14. Jhrd. ging sie an die Karamanoglu-Dynastie und
schließlich ab1469 an die Osmanen. Diese bauten an der Festung noch
bis 1840.
Mamure Kalesi gilt als eine der schönsten und am besten
erhaltenen mittelalterlichen Burgen der Türkei.
Zuletzt errichteten die Osmanen eine Moschee mit Minarett im
Innenhof der Burg.
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Der Haupteingang zur Burg führt durch einen
Turm an der Westseite. Die mächtigen Wehrmauern haben 36
überwiegend guterhaltene Türme. Sie sind wie die Wehrgänge von
den drei Innenhöfen aus durch Treppen zugänglich.
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Eine Maueröffnung gibt den Blick auf das Meer
frei: Zypern lässt sich am Horizont erahnen.
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15. Auf dem Weg nach Kappadokien
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Auf einem Hügel im Westen von Silifke liegt
die Kreuzfahrerfestung Silifke Kalesi.
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Von Silifke aus etwa 8 km landeinwärts steht
am Fluss Göksu ein Gedenkstein für Kaiser Friedrich Barbarossa,
den die Bundesregierung 1971 dort aufstellen ließ. Die Tafel
gibt Auskunft über den Tod Barbarossas:
„Unweit dieser Stelle ertrank am 10. Juni 1190 der
Römisch-Deutsche Kaiser Friedrich I. Barbarossa (beim Baden) im
Göksu an der Spitze seines Heeres auf dem Wege nach Palästina,
nachdem er mit dem Seldschukischen Sultan Kilic Arslan II. den
friedlichen Durchmarsch durch dessen Lande vereinbart hatte.“
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- Fotografieren ist wegen einer Riesenstraßenbaustelle kaum
möglich.
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Wir durchqueren das Taurus-Gebirge mit seinen bis zu 3756 m
hohen Bergen, deren Gipfel heute hinter einer dicken
Wolkenschicht verschwunden sind und passieren bei Gülek Bogazi
die berühmte Kilikische Pforte.
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16. Kappadokien
Die Landschaft des ca. 300 Quadratkilometer großen Kappadokiens
entstand vor vielen Mill. Jahren. Die Vulkane Erciyes und Hasan
überzogen in dieser Zeit die Region mit einer bis zu 100 Meter
dicken Ascheschicht, die sich zu Tuff, einem weichen, leicht
erodierenden Material verfestigte. Lavaströme überlagerten
vielerorts diesen Tuff, erkalteten zu hartem Vulkangestein und
bildeten so eine Schutzschicht.
Seitdem arbeiten Wasser, Wind und extreme
Temperaturschwankungen an den Gesteinen. Die Erosion
erweitert(e) Risse und Spalten, schwemmt(e) loses Material aus,
trennt(e) Gesteinsteile ab – eigentümliche Gesteinsformationen
entstanden und entstehen in diesem nun schon ca. 10 Mill. Jahre
andauernden Prozess.
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Unter der harten Gesteinsschicht entstanden in dem weichen Tuff
Hohlräume, die man zu Behausungen ausbaute. Mancherorts wurden
sogar ganze Städte – von denen es noch 34 geben soll – unter
der Erdoberfläche ausgegraben.
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Die unterirdischen Städte waren wahrscheinlich schon zur Zeit
der Hethiter (2. Jahrtausend v. Chr.) bewohnt. Zur Zeit der
Christenverfolgung fanden die Menschen dort Zuflucht vor den Römern.
Und im 19. Jhd. brachte sich die Bevölkerung vor den ägyptischen
Truppen hier in Sicherheit.
Wir besuchen die unterirdische Stadt in Derinkuyu. Ein kleiner
Teil der in acht Etagen (ca. 55 m tief) ausgebauten Stadt ist für
Besichtigungen freigegeben. Es gibt dort Wohnungen, Ställe,
Brunnen, Vorratsräume, Weinkeller sowie ein labyrinthartiges Netz
von Gängen und Belüftungsschächten – alles, was zum (Über-)Leben
nötig war. Mit runden Mühlsteinen konnten bei Gefahr Eingänge
versperrt werden.
Während einer Rundfahrt durch Kappadokiens Felsformationen
lernen wir
Je nachdem, wie weit die Erosion fortgeschritten ist,
unterschiedliche Landschaftsbilder kennen. Hat die Erosion das
harte Vulkangestein, den Basalt, bereits ganz abgetragen, haben
sich im Tuff konische Formen gebildet. Ist die Erosion noch nicht
so weit fortgeschritten, haben sich u.a. Sockel-, Säulen-
(„Feenkamine“) und Pilzformen gebildet.
Höhlenwohnungen:
Im Kirchental Göreme mit den Höhlenkirchen von Karabas und
Tahtali (Vom 9. Jhd. an wurden etwa 30 Kirchen in den weichen
Tuff gegraben. Sie wurden mit Fresken ausgestattet,die Szenen aus
dem Alten und Neuen Testament und aus dem Leben von Heiligen zeigen.
Die UNESCO erklärte das Göreme-Tal zum Welterbe.)
Teil 1: Nordgriechenland bis zu den
Dardanellen
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Teil 2: Von den Dardanellen bis Aphrodisias
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Teil 4: Von Kappadonien bis Igoumenitsa
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