Unterwegs in Europa

Griechenland und Türkei im Herbst 2010

Teil 2: Von den Dardanellen bis Aphrodisias


6. Troja

Die antike Stätte Troja erlangte – wie keine andere – Weltruhm:
Sie war Hintergrund zu Homers „Ilias“.
Sie war Schauplatz des zehnjährigen Trojanischen Krieges (13. Jhrd. v. Chr.).
Hier begann der Archäologe Heinrich Schliemann 1871 mit der Verwirklichung seines Lebenstraums, die Existenz von Homers Stadt Troja nachzuweisen.
Neun übereinander gelagerte Besiedlungs-Schichten haben internationale Archäologen-Teams freigelegt. Diese Besonderheit hat Troja zwei Umständen zu verdanken:
1. Wegen der strategisch günstigen Lage an der Einfahrt in die Meerenge Dardanellen war der Platz über Jahrtausende für eine Besiedlung ideal.
2. Da man in Asien zum Hausbau überwiegend luftgetrocknete Lehmziegel verwendete, die aber bei Erneuerungsmaßnahmen wertlos waren, planierte man die Vorgängerschicht und baute auf den alten Fundamenten eine neue Siedlung auf.
Zum Teil sind von den unterschiedlichen Epochen Troja I bis Troja IX (von ca. 3500 v. Chr. bis ca. 500 n. Chr.) nur noch Fragmente erhalten.
Trotz aller Forschungen gibt die Geschichte Trojas bis heute noch zahlreiche Rätsel auf.

Wahrzeichen der Ausgrabungsstätte ist das „Trojanische Pferd“, ein Nachbau der hölzernen Pferdeattrappe, mit der die Griechen Troja nach zehnjährigem Krieg endlich erobern konnten.

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Troja II/III (ca. 2550-2200 v. Chr.) Außenseite der Burgmauer

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handgeformte und gebrannte Lehmziegel (rekonstruiert)

Lehmziegel (original)

1998/99 ausgegrabenes Vorhallengebäude aus Lehmziegeln auf Steinfundament (Megaron)

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Blick auf die Dardanellen

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Troja I (ca. 2920 v.Chr.) Schliemann-Graben (Schliemann ließ einen tiefen Graben durch den Siedlungshügel ziehen. Er hoffte, so die „Burg des Priamos“ zu finden. Leider wurden dabei wichtige Gebäudereste der darüber liegenden Schichten teilweise oder ganz zerstört.)

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Ausgrabungsstelle, die den Blick auf Troja-Schichten freigibt

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Troja II (frühe Bronzezeit, ca. 2550-2250 v. Chr.) Burgmauer, gepflasterte Rampe zum Südwesttor

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Troja VI (Späte Bronzezeit, ca. 15.-13.Jhrd.v.Chr.) Haus, wahrscheinlich Teil der Palastanlage

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Troja VI (Späte Bronzezeit, ca. 15.-13.Jhrd.v.Chr.) Gasse zwischen Palast und Burgmauer

Troja VI – IX westliche Unterstadt

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Troja IX (85 v.Chr. – ca. 500 n.Chr., römisch) Odeion



7. Die Akropolis von Pergamon

Die heutige Stadt Bergama wurde teilweise auf den Ruinenfeldern von Pergamon angelegt. Während die Reste der römischen Stadt größtenteils unter Bergama liegen, nimmt die antike griechische Stadt den terrassierten Abhang und die Kuppe des östlich über Bergama aufragenden Berges ein.
Die erste Besiedlung von Pergamon lässt sich für die Bronzezeit nachweisen. Ab dem 8. Jhrd. v. Chr. siedelten sich hier äolische Griechen an. Unter Alexander dem Großen regierten eine Zeit lang seine Generäle. Mit der Pergamenischen Dynastie wurde die Stadt bedeutendes Zentrum der Wissenschaft. Im 2. Jhrd. v. Chr. wurde Pergamon Hauptstadt der römischen Provinz Asia.
Bevor wir unseren Rundgang beginnen, genießen wir von hier oben einen herrlichen Blick auf das moderne Bergama und die Landschaft ringsum.

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Bevor wir unseren Rundgang beginnen, genießen wir von hier oben einen herrlichen Blick auf das moderne Bergama und die Landschaft ringsum.


Gegenüber dem heutigen Eingang zur antiken Stätte befindet sich eine Ruinengruppe, die zu einem Heroon (einer heiligen Einfriedung) gehört, in dem im 3./2. Jhd. v. Chr. Herrscherkult zelebriert wurde.

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Wir kommen vorbei an den Ruinen des Heiligtums der Athena (334 v.Chr.) und der Bibliothek, in der 200 000 Pergamentrollen gelagert worden sein sollen.

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Auf einer Terrasse, 25m unterhalb des Heiligtums der Athena, sehen wir die Fundamente des Zeus-Altars (ca. 170 – 159 v.Chr.), der heute rekonstruiert im Berliner Pergamonmuseum steht.

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Der Deutsche Carl Humann hatte 1871 als Ingenieur einer Baufirma in der Türkei zufällig die ersten Steinreliefs des riesigen Tempels entdeckt und die Berliner Museen informiert. 1878 begannen die Ausgrabungen, sie dauerten vier Jahre.


Der Trajan-Tempel ist das einzige rein römische und das beeindruckendste Bauwerk auf der Akropolis. Mit dem Bau soll im Jahr 114 n. Chr. auf Initiative von Aulus Julius Quadratus, Trajans reichem pergamenischem Freund, begonnen worden sein. Unter Hadrian II.(117-138 n.Chr.) wurde er vollendet.

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Zunächst wurde der Platz durch den Bau einer Terrasse geebnet, die auf einem Unterbau aus Bögen und Gewölben ruht. Darauf wurden der heilige Bezirk und der Tempel aus weißem Marmor errichtet. Der heilige Bezirk hatte auf drei Seiten Säulenhallen. Der Tempel selbst war ein Peripteros (Bau mit Säulen ringsum) mit sechs korinthischen Säulen auf den Schmal- und zehn auf den Langseiten.



Nach dem Besuch der Akropolis besuchen wir in Bergama noch den Wochenmarkt.
Abends genießen wir am Meer wieder den Sonnenuntergang, diesmal auf in Selcuk- Pamucak, südlich von Izmir.

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Selcuk- Pamucak Selcuk- Pamucak Selcuk- Pamucak


8. Ephesus

Das antike Ephesus wurde um 1000 v. Chr. von den Griechen erbaut. Die Ruinenstadt in ihrer heutigen Ausdehnung wurde im 4. Jhd. v. Chr. von Lysimachos gegründet, dem Nachfolger Alexanders des Großen. Die meisten erhaltenen Bauwerke stammen aus römischer Zeit, als der Hafen von Ephesus sich zum größten Hafen der Ägäis entwickelte und der Stadt Reichtum brachte. Durch Ablagerungen des Flusses Kücük Menderes versandete/ verschlammte der Hafen jedoch mehr und mehr und wurde deshalb für den Handel bedeutungslos. Die Stadt verfiel.

Die antike Stadt hat zwei Eingänge, im Westen und im Osten. Wir beginnen unsere Besichtigung am Osteingang nahe der Varius-Therme.

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Die Varius-Therme aus dem 2. Jhrd. wurde später mehrfach restauriert und erweitert.

Von der Varius-Therme zum Domitian-Tempel führt die von ionischen und korinthischen Säulen gesäumte Kolonnadenstraße.

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An der Kolonnadenstraße liegt das 150 n. Chr. erbaute Odeon, das kleine Theater. Auf den 22 Sitzreihen fanden 1500 Personen Platz.

Am Domitian-Platz steht das Memmius-Denkmal. Es wurde im 1. Jhd. n. Chr. zu Ehren von Memmius, dem Enkel des römischen Diktators Sulla, errichtet.

Übergang von der Kolonnadenstraße in die Kuretenstraße

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Blick über die Kuretenstraße (Kureten sind Fruchtbarkeitsdämonen.) Sie war eine heilige Straße. Lysimachos ließ sie in ihrer originalen Form 290 v. Chr. restaurieren.

Rechts am Hang der Trajan-Brunnen (1. Jhd. n.Chr.): Hier wurden 12 Statuen gefunden mit Darstellungen von Venus, Satyr, Dionysos und Mitgliedern der Kaiserfamilie.

Auf der linken Seite die Häuser an den Hängen, Privathäuser, die mit Wandgemälden und Mosaiken ausgeschmückt waren. Sie wurden bei einem Erdbeben im 4. Jhrd. zerstört und nach dem Beben mit Schutt von anderen Ruinen aufgefüllt. Erst bei Ausgrabungen in den 1960er Jahren wurden sie gut erhalten freigelegt.

Die Celsus-Bibliothek wurde 114-117 n. Chr. von Konsul Gaius Julius Aquila für seinen Vater erbaut. Der 15 m hohe Innenraum war von drei Galerien umgeben. Zuerst von Goten beschädigt, fiel sie 1000 n.Chr. einem Erdbeben zum Opfer. Der Eingangsbereich des Gebäudes wurde rekonstruiert. Statuen in den Nischen stellen Sophia (Weisheit), Arete (Tugend), Ennoia (Klugheit) und Episteme (Wissen) dar.

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9. Das Haus der Maria

Ephesus spielte auch für das Christentum eine wichtige Rolle:
Als nun Jesus (am Kreuz) seine Mutter und daneben den Jünger, den er besonders lieb hatte, stehen sah, sprach er zu seiner Mutter: „Frau, siehe, dein Sohn!“ Danach sprach er zum Jünger: „Siehe, deine Mutter!“ (Joh 19,26-27)
Johannes kümmerte sich fortan um die Mutter Jesu. Als er nach Ephesus zog, nahm er Maria mit. Hier verbrachte sie ihre letzten Jahre.

Das Haus der Maria, acht Kilometer vom Zentrum entfernt, wurde 1892 bei Ausgrabungen entdeckt und restauriert. Es wird angenommen, dass dieses quadratförmige Steinhaus eine im 9. Jhd. der Mutter Maria gewidmete Kirche war. Seit 1904 ist dieses Haus Wallfahrtsort für Christen und Muslime.

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Das Wasser des "Brunnens der Jungfrau Maria" soll heilende Wirkung haben.

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Eine Mauer ist übersät mit Papier-Blättern, auf denen Gläubige ihre Wünsche und Bitten aufgeschrieben haben.



10. Aphrodisias

Aphrodisias liegt im Mentese-Bergland (Westanatolien), etwa 82 km südwestlich der Provinzhauptstadt Denizli.
Schon um 5800 v. Chr. gab es hier eine erste, der Fruchtbarkeitsgöttin gewidmete Kultstätte. Im 2. Jhrd. v. Chr. wurde für die Liebesgöttin Aphrodite ein Tempel errichtet und der Ort Aphrodisias genannt.
Als die Römer 74 v. Chr. Mithridates von Pontus besiegten, zeigte sich Aphrodisias loyal. Dafür belohnt, erlebte es bald seine Blütezeit als medizinisches, wissenschaftliches und künstlerisches Zentrum.
In byzantinischer Zeit wurde der Aphrodite-Tempel christliche Basilika. Der Ruhm der Stadt schwand allmählich.
Das Dorf Geyre entstand direkt über dem Kerngebiet der antiken Stadt. Nach einem Erdbeben 1956 im Südwesten der Türkei beschlossen die türkischen Behörden, hier wie auch in einigen anderen archäologischen Stätten, die von Dörfern überbaut waren, eine Umsiedlung der Einwohner. So wurde nach 1960 mit dem Bau der neuen Siedlung Geyre etwa 2 km entfernt begonnen. Erst in den späten siebziger Jahren war die Umsiedlung abgeschlossen.

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Nicht weit vom Eingang entfernt befindet sich das Sebasteion (Sebastos, griechischer Name für Augustus), ein um 50 n. Chr. für den Kult des vergöttlichten Kaisers Augustus und seine julisch-claudischen Nachfolger erbautes Heiligtum mit einem auf drei Seiten von dreigeschossigen Hallen umgebenen Hof. Die Rekonstruktion eines Teils der Südhalle zeigt auf jeder der drei Etagen eine andere klassische griechische Stilrichtung: dorische, ionische bzw. korinthische Säulen; im Mittelgeschoss Reliefdarstellungen mit mythischen, im Obergeschoss mit historischen Motiven.

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Teil 1: Nordgriechenland bis zu den Dardanellen
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Teil 4: Von Kappadonien bis Igoumenitsa