Teil 2: Von den Dardanellen bis Aphrodisias
6. Troja
Die antike Stätte Troja erlangte – wie keine andere – Weltruhm:
Sie war Hintergrund zu Homers „Ilias“.
Sie war Schauplatz des zehnjährigen Trojanischen Krieges (13. Jhrd. v. Chr.).
Hier begann der Archäologe Heinrich Schliemann 1871 mit der Verwirklichung seines
Lebenstraums, die Existenz von Homers Stadt Troja nachzuweisen.
Neun übereinander gelagerte Besiedlungs-Schichten haben internationale
Archäologen-Teams freigelegt. Diese Besonderheit hat Troja zwei Umständen zu
verdanken:
1. Wegen der strategisch günstigen Lage an der Einfahrt in die Meerenge
Dardanellen war der Platz über Jahrtausende für eine Besiedlung ideal.
2. Da man in Asien zum Hausbau überwiegend luftgetrocknete Lehmziegel verwendete,
die aber bei Erneuerungsmaßnahmen wertlos waren, planierte man die
Vorgängerschicht und baute auf den alten Fundamenten eine neue Siedlung auf.
Zum Teil sind von den unterschiedlichen Epochen Troja I bis Troja IX (von ca. 3500
v. Chr. bis ca. 500 n. Chr.) nur noch Fragmente erhalten.
Trotz aller Forschungen gibt die Geschichte Trojas bis heute noch zahlreiche
Rätsel auf.
Wahrzeichen der Ausgrabungsstätte ist das „Trojanische Pferd“,
ein Nachbau der hölzernen Pferdeattrappe, mit der die Griechen Troja nach
zehnjährigem Krieg endlich erobern konnten. |
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Troja II/III (ca. 2550-2200 v. Chr.) Außenseite der Burgmauer
handgeformte und gebrannte Lehmziegel (rekonstruiert) |
Lehmziegel (original) |
1998/99 ausgegrabenes Vorhallengebäude aus Lehmziegeln auf
Steinfundament (Megaron) |
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Blick
auf die Dardanellen |
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Troja I
(ca. 2920 v.Chr.) Schliemann-Graben (Schliemann ließ einen tiefen Graben durch
den Siedlungshügel ziehen. Er hoffte, so die „Burg des Priamos“ zu finden. Leider
wurden dabei wichtige Gebäudereste der darüber liegenden Schichten teilweise oder
ganz zerstört.) |
Ausgrabungsstelle,
die den Blick auf Troja-Schichten freigibt |
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Troja II (frühe Bronzezeit,
ca. 2550-2250 v. Chr.) Burgmauer, gepflasterte Rampe zum Südwesttor |
Troja VI (Späte
Bronzezeit, ca. 15.-13.Jhrd.v.Chr.) Haus, wahrscheinlich Teil der Palastanlage
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Troja VI (Späte
Bronzezeit, ca. 15.-13.Jhrd.v.Chr.) Gasse zwischen Palast und Burgmauer
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Troja VI – IX westliche Unterstadt |
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Troja IX (85 v.Chr. – ca. 500 n.Chr., römisch) Odeion |
7. Die Akropolis von Pergamon
Die heutige Stadt Bergama wurde teilweise auf den Ruinenfeldern von Pergamon
angelegt. Während die Reste der römischen Stadt größtenteils unter Bergama
liegen, nimmt die antike griechische Stadt den terrassierten Abhang und die
Kuppe des östlich über Bergama aufragenden Berges ein. Die erste Besiedlung von
Pergamon lässt sich für die Bronzezeit nachweisen. Ab dem 8. Jhrd. v. Chr. siedelten
sich hier äolische Griechen an. Unter Alexander dem Großen regierten eine Zeit
lang seine Generäle. Mit der Pergamenischen Dynastie wurde die Stadt bedeutendes
Zentrum der Wissenschaft. Im 2. Jhrd. v. Chr. wurde Pergamon Hauptstadt der
römischen Provinz Asia. Bevor wir unseren Rundgang beginnen, genießen wir von
hier oben einen herrlichen Blick auf das moderne Bergama und die Landschaft
ringsum.
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Bevor wir unseren Rundgang beginnen, genießen wir von hier
oben einen herrlichen Blick auf das moderne Bergama und die Landschaft ringsum.
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Gegenüber dem heutigen Eingang zur antiken Stätte befindet
sich eine Ruinengruppe, die zu einem Heroon (einer heiligen Einfriedung) gehört,
in dem im 3./2. Jhd. v. Chr. Herrscherkult zelebriert wurde. |
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Wir kommen vorbei an den Ruinen des Heiligtums der Athena (334 v.Chr.) und der
Bibliothek, in der 200 000 Pergamentrollen gelagert worden sein sollen.
Auf einer Terrasse, 25m unterhalb des Heiligtums
der Athena, sehen wir die Fundamente des Zeus-Altars (ca. 170 –
159 v.Chr.), der heute rekonstruiert im Berliner Pergamonmuseum
steht. |
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Der Deutsche Carl Humann hatte 1871 als
Ingenieur einer Baufirma in der Türkei zufällig die ersten
Steinreliefs des riesigen Tempels entdeckt und die Berliner
Museen informiert. 1878 begannen die Ausgrabungen, sie dauerten
vier Jahre. |
Der Trajan-Tempel ist das einzige rein römische und das
beeindruckendste Bauwerk auf der Akropolis. Mit dem Bau soll im
Jahr 114 n. Chr. auf Initiative von Aulus Julius Quadratus, Trajans
reichem pergamenischem Freund, begonnen worden sein. Unter
Hadrian II.(117-138 n.Chr.) wurde er vollendet.
Zunächst wurde der Platz durch den Bau einer Terrasse geebnet,
die auf einem Unterbau aus Bögen und Gewölben ruht. Darauf wurden
der heilige Bezirk und der Tempel aus weißem Marmor errichtet. Der
heilige Bezirk hatte auf drei Seiten Säulenhallen. Der Tempel
selbst war ein Peripteros (Bau mit Säulen ringsum) mit sechs
korinthischen Säulen auf den Schmal- und zehn auf den Langseiten.
Nach dem Besuch der Akropolis besuchen wir in Bergama noch den
Wochenmarkt.
Abends genießen wir am Meer wieder den Sonnenuntergang, diesmal auf
in Selcuk- Pamucak, südlich von Izmir.
8. Ephesus
Das antike Ephesus wurde um 1000 v. Chr. von den Griechen
erbaut. Die Ruinenstadt in ihrer heutigen Ausdehnung wurde im 4.
Jhd. v. Chr. von Lysimachos gegründet, dem Nachfolger Alexanders
des Großen. Die meisten erhaltenen Bauwerke stammen aus römischer
Zeit, als der Hafen von Ephesus sich zum größten Hafen der Ägäis
entwickelte und der Stadt Reichtum brachte. Durch Ablagerungen
des Flusses Kücük Menderes versandete/ verschlammte der Hafen
jedoch mehr und mehr und wurde deshalb für den Handel
bedeutungslos. Die Stadt verfiel.
Die antike Stadt hat
zwei Eingänge, im Westen und im Osten. Wir beginnen unsere
Besichtigung am Osteingang nahe der Varius-Therme.
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Die Varius-Therme aus dem 2. Jhrd. wurde später
mehrfach restauriert und erweitert.
Von der Varius-Therme
zum Domitian-Tempel führt die von ionischen und korinthischen
Säulen gesäumte Kolonnadenstraße.
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An der Kolonnadenstraße liegt das 150 n. Chr.
erbaute Odeon, das kleine Theater. Auf den 22 Sitzreihen fanden
1500 Personen Platz.
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Am Domitian-Platz steht das Memmius-Denkmal. Es
wurde im 1. Jhd. n. Chr. zu Ehren von Memmius, dem Enkel des
römischen Diktators Sulla, errichtet.
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Übergang von der Kolonnadenstraße in die
Kuretenstraße
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Blick über die Kuretenstraße (Kureten sind
Fruchtbarkeitsdämonen.) Sie war eine heilige Straße. Lysimachos
ließ sie in ihrer originalen Form 290 v. Chr. restaurieren.
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Rechts am Hang der Trajan-Brunnen (1. Jhd.
n.Chr.): Hier wurden 12 Statuen gefunden mit Darstellungen von
Venus, Satyr, Dionysos und Mitgliedern der Kaiserfamilie.
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Auf der linken Seite die Häuser an den Hängen,
Privathäuser, die mit Wandgemälden und Mosaiken ausgeschmückt waren.
Sie wurden bei einem Erdbeben im 4. Jhrd. zerstört und nach dem
Beben mit Schutt von anderen Ruinen aufgefüllt. Erst bei
Ausgrabungen in den 1960er Jahren wurden sie gut erhalten
freigelegt.
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Die Celsus-Bibliothek wurde 114-117 n. Chr. von Konsul Gaius
Julius Aquila für seinen Vater erbaut. Der 15 m hohe Innenraum war
von drei Galerien umgeben. Zuerst von Goten beschädigt, fiel sie
1000 n.Chr. einem Erdbeben zum Opfer. Der Eingangsbereich des
Gebäudes wurde rekonstruiert. Statuen in den Nischen stellen
Sophia (Weisheit), Arete (Tugend), Ennoia (Klugheit) und Episteme
(Wissen) dar.
9. Das Haus der Maria
Ephesus spielte auch für das Christentum eine wichtige Rolle:
Als nun Jesus (am Kreuz) seine Mutter und daneben den Jünger, den
er besonders lieb hatte, stehen sah, sprach er zu seiner Mutter:
„Frau, siehe, dein Sohn!“ Danach sprach er zum Jünger: „Siehe, deine
Mutter!“ (Joh 19,26-27) Johannes kümmerte sich fortan um die
Mutter Jesu. Als er nach Ephesus zog, nahm er Maria mit. Hier
verbrachte sie ihre letzten Jahre.
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Das Haus der Maria, acht Kilometer vom Zentrum
entfernt, wurde 1892 bei Ausgrabungen entdeckt und restauriert. Es
wird angenommen, dass dieses quadratförmige Steinhaus eine im 9.
Jhd. der Mutter Maria gewidmete Kirche war. Seit 1904 ist dieses
Haus Wallfahrtsort für Christen und Muslime.
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Das Wasser des "Brunnens der
Jungfrau Maria" soll heilende Wirkung haben.
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Eine Mauer ist übersät mit Papier-Blättern,
auf denen Gläubige ihre Wünsche und Bitten aufgeschrieben haben.
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10. Aphrodisias
Aphrodisias liegt im Mentese-Bergland (Westanatolien), etwa 82
km südwestlich der Provinzhauptstadt Denizli. Schon um 5800 v.
Chr. gab es hier eine erste, der Fruchtbarkeitsgöttin gewidmete
Kultstätte. Im 2. Jhrd. v. Chr. wurde für die Liebesgöttin Aphrodite
ein Tempel errichtet und der Ort Aphrodisias genannt. Als die
Römer 74 v. Chr. Mithridates von Pontus besiegten, zeigte sich
Aphrodisias loyal. Dafür belohnt, erlebte es bald seine Blütezeit
als medizinisches, wissenschaftliches und künstlerisches Zentrum.
In byzantinischer Zeit wurde der Aphrodite-Tempel christliche
Basilika. Der Ruhm der Stadt schwand allmählich.
Das Dorf Geyre entstand direkt über dem Kerngebiet der antiken Stadt.
Nach einem Erdbeben 1956 im Südwesten der Türkei beschlossen die
türkischen Behörden, hier wie auch in einigen anderen
archäologischen Stätten, die von Dörfern überbaut waren, eine
Umsiedlung der Einwohner. So wurde nach 1960 mit dem Bau der neuen
Siedlung Geyre etwa 2 km entfernt begonnen. Erst in den späten
siebziger Jahren war die Umsiedlung abgeschlossen.
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Nicht weit vom Eingang entfernt befindet sich das
Sebasteion (Sebastos, griechischer Name für Augustus), ein um 50 n.
Chr. für den Kult des vergöttlichten Kaisers Augustus und seine
julisch-claudischen Nachfolger erbautes Heiligtum mit einem auf
drei Seiten von dreigeschossigen Hallen umgebenen Hof. Die
Rekonstruktion eines Teils der Südhalle zeigt auf jeder der drei
Etagen eine andere klassische griechische Stilrichtung: dorische,
ionische bzw. korinthische Säulen; im Mittelgeschoss
Reliefdarstellungen mit mythischen, im Obergeschoss mit
historischen Motiven.
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Teil 1: Nordgriechenland bis zu den
Dardanellen
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Teil 3: Von Aphrodisias bis nach Kappadonien
Teil 4: Von Kappadonien bis Igoumenitsa
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