Von Helsinki nach KopenhagenTeil II: Schweden: Von Haparanda nach LundMindestens drei Eiszeiten bedeckten Schweden mit einer dicken Eisschicht. Nord-NorrlandNorrland ist Europas am dünnsten besiedelte und daher z.T. wenig erschlossene Region. Wir fahren hier überwiegend an der Küste mit ihrer herrlichen Insellandschaft entlang. Bei Kalix besuchen wir ein kleines bäuerliches Freilichtmuseum.
Im alten Handelszentrum Lulea bilden das Kirchendorf Gammelstads Kyrkstad und
die dazu gehörende Nederlulea Kyrka ein einzigartiges Baudenkmal, das die UNESCO
1996 in die Welterbe-Liste aufgenommen hat. Das Kirchendorf ist ein typisch
nordskandinavisches Phänomen. Von Schwedens 71 bekannten Kirchendörfern liegt nur
eins außerhalb von Norrland. Die nordländische Dominanz hängt mit der Größe der
Gemeinden zusammen. Kirchendörfer entstanden in Gemeinden mit so großen
Entfernungen, dass ein Kirchenbesuch über Jahrhunderte nur mit Übernachtung vor
Ort möglich war. Kirchendörfer sind eine Ansammlung einfacher Häuschen und
Pferdeställe um eine Gemeindekirche herum und wurden von Bauern zum Zweck der
Übernachtung im Zusammenhang mit Kirchenbesuchen, kirchlichen Feiertagen, Märkten
und Gerichthalten erbaut.
Von Skelleftea aus machen wir einen Abstecher ins Gebirge nach Boliden. Hier werden Europas größte Goldlager abgebaut, dazu Zink, Kupfer, Silber und Wolfram. Wir wollen das Museum im alten Bergwerksbüro Bergrum Boliden besuchen, in dem die Geschichte der Schwefelerze über 4 600 Mill. Jahre von ihrer Bildung bis zu ihrem Abbau nachvollzogen wird. Leider ist das Museum für dieses Jahr schon geschlossen. Dass die Saison in weiten Teilen Schwedens schon Ende August beendet ist, müssen wir leider noch oft erfahren.
Süd-NorrlandErstes Ziel ist ein weithin sichtbares Kleinod: die achteckige Själevads Kyrka.Da die ursprüngliche Kirche aus dem Mittelalter wegen der wachsenden Einwohnerzahl zu klein geworden war, wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jh. auf dem Hügel oberhalb der alten Kirche eine neue gebaut.Weiter geht es rund 50 km das Flusstal Adalenhinauf.Zur Hochblüte der Holzindustrie reihten sich im unteren Talabschnitt die Sägewerke wie auf einer Perlenkette aneinander, heute sind fast alle verschwunden. Weiter flussaufwärts stehen jedoch zahlreiche Wasserwerke, u.a. in Nämforsen.Bei dem großen Kraftwerk dort finden sich auf Inseln in den Wasserfällen fantastische Felszeichnungen, um die 2500 Figuren, die Jäger von 4000 bis 2500 v. Chr. schufen. Zurück an der Küste besichtigen wir die Kleinstadt Hudiksvall.Fischfang, Seefahrt und Handel waren 400 Jahre die wirtschaftlichen Säulen der Stadt. Mit der Holzindustrie Ende des 19. Jh. erreichte die Stadt einen so hohen Lebensstandard, dass man die Stadt „Glada Hudik“ (Glückliches Hudik) nannte.
StockholmAm ersten Tag in Stockholm verschaffen wir uns zunächst einen Überblick über
die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten. Dazu buchen wir bei Open Top Tours Stockholm
einen 24 Stunden Kombi Travel Pass für Rundfahrten im Doppeldeckerbus auf allen
Linien. Am Schloss
Am nächsten Morgen besuchen wir das Vasamuseum.Die Vasa, königliches Kriegsschiff Gustav II. Adolfs, sollte das Aushängeschild der Seemacht Schweden werden. Aber auf ihrer Jungfernfahrt am 10. August 1628 sank sie bei ruhiger See nach nur 1300 Meter Fahrt noch im Stockholmer Hafen. Über 50 der ursprünglich 64 Bronzekanonen auf der Vasa wurden schon im 17. Jh. gehoben. Aber erst 333 Jahre später (1961) wurde das Schiff vom Grund des Stockholmer Ström geborgen. Auf die schwierige Bergung folgten fast 20 Jahre Restaurierungsarbeiten an dem zu 95 % original erhaltenen Schiff. Der Schiffsrumpf war zwar in allen Teilen vorhanden, aber das Zusammenfügen der 13500 Einzelteile gestaltete sich wie ein Puzzle ohne Vorlage, denn es gab keine exakten Zeichnungen.
Die Bootsbauer der Vasa kamen überwiegend aus den Niederlanden, die meisten Schnitzer jedoch aus Deutschland. Ihre Arbeit war typisch für die Spätrenaissance und den frühen Barock. Viele größere, aus Eichen-, Kiefern- und Lindenholz geschnitzte Skulpturen stammen vom deutschen Holzschnitzer Marten Redtmer. Er nahm Figuren aus der griechischen Mythologie und der Bibel sowie Mitglieder des Königshauses als Vorlage. Man weiß, dass die Figuren bunt bemalt waren – wie genau, ist nicht bekannt.
Am Nachmittag bummeln wir durch das Freilichtmuseum Skansen. Skansen öffnete als erstes Freilichtmuseum der Welt 1891 seine Tore. Man
wollte einer industrialisierten Gesellschaft zeigen, wie ihre Vorfahren gelebt haben.
Auf einer Fläche von 300 000 m² wurden über 150 Häuser und Bauernhöfe aus ganz
Schweden wieder aufgebaut, in denen Menschen in zeittypischen Kleidern Arbeiten
verrichten. Am nächsten Tag steht zuerst das Stockholmer Stadthaus – Stadshuset –auf dem Programm.Es wurde 1911 – 1923 nach Plänen des Architekten Ragnar Östberg erbaut. Es ist eines der bedeutendsten Bauten der schwedischen Nationalromantik. Trotzdem sind sowohl Züge nordischer Gotik als auch Stilmittel der norditalienischen Schulen zu erkennen. Hinter den eindrucksvollen Fassaden aus acht Millionen Backsteinen befinden sich Büroräume, Sitzungs- und Festsäle. Die jährlichen Feierlichkeiten anlässlich der Nobelpreisverleihung finden in der Blauen Halle und im Goldenen Saal statt.
Am Nachmittag bummeln wir wieder durch die Altstadt. die Storkyrkan, den Stockholmer Dom St. Nikolai.
So wurden die Innenräume im 15. Jh. gotisch ausgestaltet. Aus der späten Barockzeit stammen die „Königlichen Stühle“ (1684) und die Kanzel (1705; über dem Grab von Olaus Petri). Die Fassade wurde dem Schloss angeglichen und im Stil des italienischen Barock gestaltet. Bei Restaurierungsarbeiten entdeckte man 1908 unter dem Putz der Säulen die für Stockholm typischen roten Ziegel und legte sie wieder frei. Einer der größten Schätze des Sakralbaus ist der Silberaltar, eine Schenkung des Diplomaten Johan Adler Salvius.
Fotografieren ist nicht erlaubt. Wir kaufen deshalb einen kleinen Bildband. Am letzten Tag in Stockholm besuchen wir noch zwei Museen. Schwedens staatliches Historisches Museumwurde 1943 eröffnet.
Das Nationalmuseumist Schwedens führendes Museum für Kunst und Design. Das 1866 eröffnete Museum beherbergt etwa 16 000 Gemälde und Skulpturen, mit den Zeichnungen und Grafiken vom 15. bis ins frühe 20. Jh. erhöht sich der Bestand auf 500 000 Werke. Die Designabteilung besitzt 30 000 Objekte aus fünf Jahrhunderten. Wir beschränken uns auf die Gemäldesammlung.
Bevor wir unsere Reise südwärts fortsetzen, machen wir noch einen Abstecher zum Schloss Drottningholm.Das königliche Lustschloss, heute größtenteils privater Wohnsitz der königlichen Familie, wurde Ende des 17. Jh. errichtet und ist eines der prächtigsten Bauwerke seiner Zeit. Tessin d. Ä. ließ sich bei dem Entwurf von zeitgenössischen italienischen und französischen Architekten inspirieren. Der Bau wurde von Tessin d. J. fertiggestellt.
Der Komplex von Schloss Drottningholm liegt am Mälarsee, inmitten von Barock-
und Rokoko-Gärten sowie üppigen Parkanlagen im englischen Stil. Zum Schloss gehören
auch das älteste noch bespielte Theater der Welt (Slottsteatern), das Theatermuseum
und der elegante Chinesische Pavillon (Kina Slott).
VästervikAuf der Weiterfahrt nach Oskarshamn in der Region Ost-Götaland besuchen wir Västervik. Die Stadt liegt strategisch günstig an der Mündung der Gamlebyviken-Bucht und wurde – trotz der einst mächtigen Festung Stegeholm – immer wieder von Dänen angegriffen. Beim letzten Überfall 1677 wurde die Stadt zerstört. Nach dem Wiederaufbau entwickelte sich Västervik zum wichtigen Seefahrtzentrum. Im Stadtteil Gamla Norr stehen die ältesten erhaltenen Häuser. Lunds Bybei Västervik ist das älteste und besterhaltene Dorf der Region mit acht Häusern um einen Platz. Der Ort war Schauplatz der Verfilmung von Astrid Lindgrens „Wir Kinder aus Bullerbü“.Unterwegs nach OskarshamnDas KristallreichSüdlich von Oskarshamn, in der schönen Landschaft zwischen Växjö und Nybro,
liegt das Kristallreich. Der Holz- und Wasserreichtum der Region lockte zahlreiche
Glasfabrikanten in diesen Teil Smalands mit seinen Seen und Wasserwegen. Die
insgesamt 13 Glashütten, jede mit eigenem Profil und ganz eigener Atmosphäre,
liegen meist nur 20 bis 30 Kilometer auseinander.
KarlskronaDie Marinestadt Karlskrona verteilt sich auf mehrere Inseln des
Blekinge-Archipels. Schwedens wichtigster Flottenstützpunkt wurde hier angesiedelt,
weil die Schiffe im weiter nördlich gelegenen Stockholm im Winter häufig nicht
auslaufen konnten – man brauchte einen eisfreien Hafen.
Der Platz wird von zwei eindrucksvollen Kirchen im Barockstil flankiert:
Beide Kirchen wurden von Nicodemus Tessin d. J. entworfen. Die Dreifaltigkeitskirche heißt auch Deutsche Kirche, weil der Admiralgeneral Hans Wachtmeister ihren Bau veranlasste und in der Krypta bestattet ist. Das Marinemuseum Es wurde 1997 am Hafen der Insel Stumholmen eröffnet, die seit fast 300 Jahren
zum Hauptstützpunkt der schwedischen Flotte gehört. Lund Unser letztes Ziel in Schweden ist die Universitätsstadt Lund. Die Lund Domkyrka wurde 1145 geweiht. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrmals umgebaut, zuletzt 1860 – 1880. Schätze im Dom sind die astronomische Uhr aus dem 14. Jh. und die Krypta mit Skulpturen an den Gewölbesäulen.
Eigentlich wollten wir unsere letzten Schwedenkronen noch in einem Supermarkt
in Schweden verbraten. Aber schneller als gedacht sind wir auf dem Zubringer zur
acht Kilometer langen Öresund-Brücke, über die wir Schweden Richtung Dänemark
verlassen. nach oben |