Sizilienreise im Jahr 2013
Teil 2: Vom Ätna bis Selinunte
Siziliens Süden
Vom Ätna bis zu den Tempelruinen im Süden der Insel
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Nach einer kurzen Fährfahrt sind wir auf Sizilien
angekommen. Am Ätna beginnen wir nun unsere Rundreise über die Insel.
6. Der Ätna
Der Ätna ist Europas größter tätiger Vulkan. Sein Kegel (ca. 3320
Meter hoch) beherrscht den gesamten Osten der Insel. Der Ätna ist
mit seinen zwei Millionen Jahren ein relativ junger Vulkan. Im Laufe
der Zeit hat er sein Erscheinungsbild ständig verändert. Bei zwei der
verheerendsten Eruptionen (1381 und 1669) erreichten die Lavaströme
die zweitgrößte Stadt Siziliens, die Hafenstadt Catania. Jüngere
nennenswerte Eruptionen fanden 2001 und 2002 statt. Z. Zt.
erfolgen die Eruptionen – das Austreten von Magma und Gasen – meist
durch Nebenschlote, die auslösenden Explosionen dagegen in den
Gipfelkratern. Während unseres Sizilien-Besuches liegt weißer
Rauch über den Kratern. Er enthält viel Wasser und ist harmlos.
(Dunkler Rauch ist ein Hinweis auf Explosionen im Erdinnern und auf
bevorstehende Eruptionen.)
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Mit Land Rovern fahren wir bis zu einer Höhe von
rund 2500 m auf den Ätna hinauf. Nach einem kleinen Spaziergang zum
„Belvedere“ können wir die Aussicht auf das riesige Valle del Bove
(Ochsental) an der Ostflanke des Vulkans genießen. Es entstand durch
eine gewaltige, explosionsartig verlaufende Eruption.
Fast unheimlich mutet das Tal an mit seinen Nebenkratern und alten
und neueren Lavaströmen. |
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Wir besichtigen eine Grotte, die sich
innerhalb eines Lavastroms gebildet hat.
Ausgerüstet mit Schutzhelm und Taschenlampen steigen wir unter die
Lavadecke. |
Unsere Exkursion geht weiter durch jahrhundertalte Wälder. Dabei
lernen wir auch die heimischen Pflanzen kennen, die das Lavagestein
bewachsen: In hohen Lagen bedecken kleine Flechten, Kamille und
Seifenkraut den Boden. In tieferen Lagen gibt es teils dichte Wälder
aus Birken, Lärchen, Kiefern und Buchen.
Unsere Exkursion geht weiter durch jahrhundertalte Wälder. Dabei
lernen wir auch die heimischen Pflanzen kennen, die das Lavagestein
bewachsen: In hohen Lagen bedecken kleine Flechten, Kamille und
Seifenkraut den Boden. In tieferen Lagen gibt es Wälder
aus Birken, Lärchen, Kiefern und Buchen. |
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Am Nachmittag besichtigen wir in der Nähe von Castiglione di
Sicilia noch einen einzigartigen Canyon, dessen Basaltgestein vom
Alcantara-Fluss ausgespült wurde.
Alcantara-Schlucht |
Basaltfelsen |
7. Catania
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Wir beginnen unseren Stadtrundgang am Denkmal für den in Catania geborenen Komponisten
Vincenzo Bellini an der Piazza Stesicoro. |
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An diesem Platz befinden sich auch die Überreste
eines Römischen Theaters.
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Wir wandern die teils für den Autoverkehr gesperrte
Hauptstraße Via Etnea entlang. Dabei kommen wir an der Kapelle
Collegiata vorbei, deren konkave Barock-Fassade aus dem frühen 18.Jh.
von Säulen und Statuen geschmückt wird.
(links) |
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Die Piazza Universita säumen prunkvolle Paläste, z.B. das Siculorum
Gymnasium. (oben rechts)
Schließlich erreichen wir das Herzstück Catanias, die Piazza Duomo.
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Kathedrale Sant‘ Agata |
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Badia di Sant’Agata |
In der Via Vittorio Emanuele II. nahe der Kathedrale steht die Abtei
Badia di Sant’Agata. Sie wurde 1735-67 erbaut und ist eines von Catanias barocken
Höhepunkten. Die Fassade der Abtei wölbt sich unten nach vorn und oben
nach innen.
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In der Mitte des Platzes steht die Fontana dell‘
Elefante von 1736. Der Elefant im Brunnenbecken ist aus Lavagestein.
Er stammt aus spätrömischer Zeit und ist Catanias Wahrzeichen. |
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An der von dem unterirdischen Fluss Amenano
gespeisten Fontana Dell‘ Amenano (unten links) vorbei gelangen wir auf
den lebhaften Mercato della Pescheria (Fischmarkt)(unten Mitte).Jeden
Morgen werden hier vor allem Fische, aber auch Fleisch und Gemüse
lautstark angeboten. In der Via Crociferi kommen wir an der Kirche
San Francesco Borgia und dem
Jesuitenkolleg vorbei.(unten rechts)
Letzte Station unseres Rundgangs ist das Römische
Theater am Südhang der Akropolis. Das Theater wurde aus Kalkstein und
Lava errichtet und hatte etwa 7000 Sitzplätze.
Ursprünglich wohl von
den Griechen angelegt, sind jedoch alle erhaltenen Teile (Tribüne, ein
Teil der Spielfläche und des Bühnenhauses) römisch. |
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8. Taormina
Ursprünglich wollten wir Taormina mit unserem Wohnmobil besuchen.
Unser Versuch scheitert jedoch, denn die Parkplätze in der Nähe der hoch
über dem Meer liegenden Altstadt sind zu klein oder den Bussen des
öffentlichen Nahverkehrs vorbehalten. Die vielen Serpentinen zur Stadt
hinauf müssen wir unverrichteter Dinge wieder hinunter. Wir lassen
uns also von Catania mit dem Überlandbus nach Taormina fahren, direkt
vor die Porta Messina.
Der normannische Bau Palazzo Corvaja ersetzte im 15. Jh. einen
arabischen Turm. Stabwerk der Fenster und Ziermotive sind aus Kalkstein
und schwarzem Lava, die Fassade mit ihren Zinnen wirkt streng. In
unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich die Barockkirche Santa
Catarina und die Ruinen eines kleinen römischen Odeons.
Palazzo Corvaja |
Santa Catarina |
Römisches Odeon |
Auf halber Höhe des Corso Umberto weitet sich die Straße zur Piazza
IX Aprile mit Aussichtsterrasse. Von hier haben wir einen herrlichen
Blick auf die untere Stadt und das Meer. Auf der anderen Seite des
Platzes stehen die Kirchen Sant‘ Agostino (heute Stadtbibliothek) und
San Giuseppe.
Piazza IX Aprile:
Blick von der Aussichtsterrasse
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Auf der anderen Seite des Platzes stehen die Kirchen
Sant‘ Agostino (heute Stadtbibliothek) und San Giuseppe. |
Der Weg führt weiter auf dem Corso Umberto durch die
Porta di Mezzo mit der Torre dell‘ Orologio, dem Uhrturm aus dem 17. Jh..
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An der Piazza Duomo weitet sich die Hauptstraße
wieder. Die Kathedrale San Nicolò wurde im 13. Jh. erbaut und danach
immer wieder umgestaltet. Die Fassade mit ihren Zinnen ist insgesamt
schlicht gehalten, der Blick fällt auf das Portal mit seiner
Relief-Umrahmung. Im Kircheninnern überspannt eine Holzdecke das
dreischiffige Langhaus. Die Mitte der Piazza Duomo schmückt ein
Barockbrunnen. |
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Auf unserem Rückweg zur Porta Messina machen wir noch einen Abstecher
zum Griechischen Theater.
Das Theater zählt unter anderem wegen seiner
spektakulären Lage zu den berühmtesten Baudenkmälern Siziliens. Von der
Tribüne hat man einen einmaligen Blick über den Badeort Giardini-Naxos
und das Meer bis zum Ätna. Das Theater entstand in hellenistischer
Zeit (3. Jh. v. Chr.), wurde aber von den Römern (2. Jh. n. Chr.) für
Gladiatorenkämpfe umgebaut. Es hatte einen Durchmesser von 109 Metern
und bot Platz für 5000 Zuschauer.
9. Piazza Armerina: Villa del Casa
Ende des 19. Jh. wurde in Mittelsizilien nahe der Ortschaft Piazza
Armerina die Villa del Casa aus dem 3./4.Jh. n. Chr. wiederentdeckt. Die
römische Villa war bei einem Bergrutsch im 12. Jh. unter Schlamm
begraben worden. Bis zu ihrer Freilegung dauerte es allerdings noch
mehr als ein halbes Jahrhundert (1950-60). Herrliche Bodenmosaike, die
sämtliche Räume schmückten, kamen dabei ans Tageslicht. Sie hatten unter
der Schlammschicht die Jahrhunderte ziemlich unbeschadet überstanden.
Fotografieren und Filmen ist leider nicht erlaubt. Deshalb kaufen wir
uns das Buch „Die antike Römische Villa des Weilers von Piazza Armerina
in der Vergangenheit und der Gegenwart“. (Arione snc) Besonders
beeindruckt sind wir von den vielen Details bei der Darstellung der
Bildszenen. Einige Beispiele:
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Thermengebäude |
Ofen für die Thermen |
Ruheraum nach dem Schwitzbad |
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Syrischer Diener |
Dienerin mit Riementasche |
Diener, die ein Wildschwein tragen |
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Lorbeerkranz mit Bärenkopf |
Lorbeerkranz mit Vogelkopf |
Lorbeerkranz mit Birnen |
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Opfer an Diana |
Tritone |
Jäger zu Pferd |
Geometrisches Motiv mit Blumen |
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Erotische Szene |
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10. Agrigento: Valle dei Templi
Nach dem Geschichtsschreiber Thukydides entstand 689 v. Chr. an
Südsiziliens Küste die Siedlung Gela. 108 Jahre später (581 v. Chr.)
gründeten Gelas Einwohner etwa 70 km nordwestlich ihrer Stadt –
ebenfalls am Meer – die „Unterkolonie“ Akragas, das heutige Agrigento.
Nur ein Jahrhundert später zählte die Stadt bereits 200 000 Einwohner,
wahrscheinlich, weil sich sehr viele Einwanderer aus Rhodos und Kreta
direkt hier ansiedelten. Der griechische Dichter Pindar nannte
Akragas „die schönste Stadt der Sterblichen“. Hier besuchen wir das
"Tal der Tempel". Wir beginnen unseren Spaziergang durch das Tal der
Tempel am Tempel des Olympischen Zeus, von dem allerdings fast nur noch
Trümmer zeugen. Zu erkennen sind der Sockel des „Opferaltars“ und die
Skulptur eines gigantischen Atlanten, eines Telamons.
Der älteste Tempel des Tals ist der Herakles-Tempel. Er war dem von
Griechen und Römern gleichermaßen verehrten Halbgott und Helden
gewidmet. Acht Säulen des archaisch-dorischen Baus wurden 1924 wieder
aufgestellt.
In der Nähe des Tempels ist ein Stück der alten, griechischen Straße
erhalten, die vom Tempelberg ins besiedelte Gebiet führte. Tiefe
Spurrillen haben die Räder der antiken Wagen in der Straße
hinterlassen.
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Tempel des Olympischen Zeus |
Tempel des Herakles |
Straße mit Spurrillen |
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Der Concordia-Tempel mit seinen 34 Säulen gilt als einer der am
besten erhaltenen dorischen Tempel. Wahrscheinlich überstand der
Tempel die Jahrhunderte so gut, weil er im 4. Jh. n. Chr. in eine
christliche Kirche umgewandelt wurde. 1748 wurde er seinem antiken
Original getreu restauriert. Auch der Hera-Tempel ist recht gut
erhalten. Auf der Säulenreihe an der Nordseite ruht noch der
Architrav, der Tragbalken. Der Tempel wurde von den Römern restauriert
und trägt deshalb in der Literatur häufig den römischen Götternamen
Juno. Neben den wunderbaren Baudenkmälern aus der griechischer Ära
gibt es im Tal der Tempel auch Zeugnisse aus frühchristlicher und
byzantinischer Zeit (4.-7. Jh. n. Chr.).Wir sehen Überreste von
Gräbern, die über der Erde in den Fels bzw. in die Stadtmauer gehauen
wurden. Andere Gräber wurden in den felsigen Boden eingegraben. Es
entstanden große Gräberfelder, die frühchristlich-byzantinische
Totenstadt „sub-divo“.
Tempel der Concordia |
Tempel der Hera |
Gräberfeld |
11. Selinunte
Megara Hyblaea wurde 729 v. Chr. von Siedlern aus Megara
(Griechenland) gegründet. Die Stadt (~ 20 km nördlich von Syrakus) ist
eine der ältesten griechischen Kolonien auf Sizilien. Durch ihren
Seehandel wuchs sie rasch zu einer mächtigen Stadt heran.
Deshalb wanderten im 7. Jh. v. Chr. einige Megarer ab und gründeten
651 v. Chr. die Stadt Selinunte. Ihre geographische Lage begünstigte
den Handel mit Afrika. Ihre fruchtbaren Ländereien brachten hohe
Überschusserträge ein. Und so stieg Selinunte schnell zum bedeutendsten
Handels- und Warenumschlagsplatz im gesamten Mittelmeerraum auf.
Ihre Blütezeit sollte jedoch nur 242 Jahre dauern. Grenzstreitereien mit
den rivalisierenden Städten Segesta und Mozia führten immer wieder zu
erbitterten Kriegen. Schließlich machten die Karthager 409 v. Chr. dem
Streit ein Ende. Sie fielen nach einer neuntägigen Belagerung in einem
Blitzangriff in Selinunte ein und machten die Stadt dem Erdboden gleich.
Geblieben sind Ruinenfelder, die Aufschluss geben über die sich
verschmelzende phönizisch-griechische Kultur. Die Ausgrabungen sind noch
nicht abgeschlossen. Bisher sind acht Tempel und die Befestigungsanlage
freigelegt.
Auf einer terrassenartigen Fläche direkt am Meer
(50 m ü.d.M.) erstreckt sich die Akropolis.
Die Akropolis wird umgeben von einer
Befestigungsanlage, die im Osten und Westen von Flüssen begrenzt wird.
(An den Flussmündungen lagen einst zwei florierende Häfen.)
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Die expandierende Stadt breitet sich als neue
Stadt Neapolis aus. Auf einem Hügel östlich der Akropolis
liegen weitere drei Tempel. |
Da das Gelände sehr weitläufig ist, lassen wir uns mit einem Jeep
zu den Ausgrabungsstätten fahren.
Eine kleine Auswahl der Tempelruinen: |
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Schon von Weitem vermitteln uns die Festungsanlagen
– Verteidigungsmauern von 1260 m Länge – den Eindruck der einstigen
Macht und Größe von Selinunte. |
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