Sizilienreise im Jahr 2013
Teil 1:Von Augsburg bis Sibari
Getreu unserem Motto "Der Weg ist das Ziel."
fahren wir nicht auf
dem direkten und schnellsten Weg durch Italien auf die Insel und
zurück.
Sondern wir wählen unsere Route so, dass wir unterwegs noch viel
historisch und kulturell Interessantes, herrliche vorwiegend gebirgige
Landschaften und weiße Strände besuchen. |
1. Augsburg
Augsburg blickt auf eine zweitausendjährige Geschichte zurück.
Bereits 15 v. Chr. befand sich am Zusammenfluss von Wertach und Lech
ein römisches Lager, aus dem sich die Stadt Augusta Vindelicum
entwickelte. Bevor sie Anfang des 14. Jh. Freie Reichsstadt wurde,
bestimmten mächtige Bischöfe das Leben in der Stadt. Danach führten
die Handelshäuser der Fugger und Welser Augsburg zu seiner größten
wirtschaftlichen Blüte. In 2500 Webereien wurden Tuche für den Export
produziert. Anfang des 19.Jh. endete die Reichsfreiheit der Stadt.
Augsburg gehörte fortan zum Königreich Bayern. Mit Beginn der
Industrialisierung wurde aus der Handwerker- eine Industriestadt.
Ende des 19. Jh. baute Rudolf Diesel seinen ersten funktionstüchtigen
Motor. Heute ist Augsburg eine lebendige Großstadt und seit 1970 auch
Sitz einer Universität.
Wir stehen vor einem der bedeutendsten Renaissance-Ensemble
Europas, einem wichtigen Zeugnis der reichen Handelshäuser Fugger und
Welser (Sie hatten den Baustil aus Italien nach Deutschland gebracht.):
Rathaus, von Elias Holl zwischen 1616 – 1620
errichtet |
Perlachturm (kein Kirchturm, obwohl das 1182
erbaute Kirchlein St. Peter angrenzt), 1614 von Elias Holl
aufgestockt, damit die Glocken des alten Rathauses hier ihren neuen
Platz finden konnten |
Augustusbrunnen, 1594 vollendet, zur
1600-Jahr-Feier der Stadt, in Erinnerung an den Gründer Kaiser
Augustus |
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Über die Phil.-Welser-Straße gelangen wir zum
Fuggerplatz. Hier steht das Denkmal für Hans Jakob Fugger
(1516 – 1575) gestiftet von König Ludwig II. von Bayern, weil die
Handschriften- und Büchersammlung dieses Fuggers Kern der Bayerischen
Staatsbibliothek wurde. |
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Erste Station unseres Stadtrundgangs am Nachmittag
ist das Restaurant „Die Ecke“ (früher eine Weinschänke) am
Elias-Holl-Platz. |
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Auf einem Holzrelief an der Außenwand befinden
sich Portraits von sieben illustren Gästen dieser Schänke (seit 1492):
u.a. Holbein, Holl, Mozart, Diesel und Brecht. |
Schräg gegenüber befindet sich das Frauenkloster der
Franziskanerinnen, Maria Stern.(u. links)
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Nach Plänen von Elias Holl wurde 1606-09 das
Zunft- und Verkaufshaus der Metzger, Stadtmetzg, erbaut. Sein Standort
über einem Lech-Kanal war geschickt gewählt: Der Kanal – zusammen
mit den beiden großen Portalen – sorgte für gute Lüftung. Außerdem
wurden die Fleischabfälle durch den Kanal nach Norden weggespült.
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In der Fuggerei verweilen wir länger Zeit. Jakob Fugger „der Reiche“
(1459 – 1525) stiftete diese erste Sozialsiedlung in Deutschland 1521.
Sie ist eine Stadt in der Stadt, hat acht Gassen mit 67 Häusern, eine
Kirche und ist umgeben von einer Mauer. Auch heute nach fast 500
Jahren bewohnen Bedürftige – dank der Finanzierung durch das
Fugger’sche Stiftungsvermögen – die Fuggerei. Sie zahlen 88 Cent
Jahreskaltmiete (den Gegenwert eines Rheinischen Guldens). Sie müssen
katholisch sein, denn sie sind verpflichtet, täglich drei Gebete für
das Seelenheil des Stifters zu sprechen, wozu auch das „Gegrüßet seist
du Maria“ gehört.
Der Weg zurück zum Rathausplatz führt durch das Lechviertel.
Mit der Sanierung des Viertels in den siebziger Jahren wurden die
abgedeckten Kanäle wieder geöffnet und überbrückt. An der Straße
„Auf dem Rain“ steht Brechts Geburtshaus. (Eine rote Stahlfigur weist
den Weg.)
Nächste Station unseres Rundgangs ist der Goldene Saal
(fertiggestellt 1624) im zweiten Obergeschoss des Rathauses.
Er verdankt seinen Namen der vergoldeten Holzdecke. Das zentrale
Deckengemälde zeigt „Sapientia“, die Weisheit. Die Wände zieren
Fresken antiker und christlicher Herrscher. In direkter Nachbarschaft
zum Goldenen Saal befinden sich vier repräsentative Fürstenzimmer.
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Der Mariendom bietet kein
einheitliches Bild, er wurde über Jahrhunderte ständig erweitert.
Der unverputzte Teil wurde ab 995 errichtet, der weiße Ost-Chor ab
1356. Das Südportal ist ein steinernes Bilder- und Geschichtsbuch. Es
zeigt u.a. Marias Lebensweg, Propheten und Patriarchen, Apostel und
Stifterfamilien. |
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2. Republik San Marino
Der Legende nach wurde San Marino vom heiligen Marinus, einem
Steinmetz und Mönch, 301 n. Chr. gegründet, der der
Christenverfolgung durch Kaiser Diokletian entgehen wollte und deshalb
aus Dalmatien geflohen war. Der am Monte Titano gelegene
Kleinstaat ist die älteste Republik Europas. Er konnte im Laufe
seiner Geschichte seinen autonomen und unabhängigen Status bis heute
bewahren.
Wir beginnen unseren Rundgang an der Porta San Francesco. In
der Nähe der Stadtmauern bietet sich uns immer wieder ein herrliches
Panorama auf das Umland.
Porta-San-Francesco |
Stadtmauer |
Turm "La Rocca o Guaita" |
Die dreischiffige Basilika des Heiligen Marinus
wurde Anfang des 19. Jh. auf den Grundmauern einer romanischen
Kirche erbaut. Gleich nebenan steht die Kapelle des
Heiligen Petrus. Sie wurde im 19. Jh. auf den Überresten des antiken
Pfarrhauses errichtet.
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Die Statue des Heiligen Marinus hinter dem
Hochaltar schuf der Bildhauer Tadolini. Der Altar birgt die Urne mit
den Reliquien des Heiligen. |
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An der Piazza della Libertà steht der Palazzo Pubblico
(Regierungspalast). Er wurde 1894 auf den Fundamenten der „Magna Domus
Communis“ im neugotischen Stil errichtet. |
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3. Assisi
Assisi liegt im grünen Herzen Umbriens auf einem kleinen Bergrücken
unterhalb des Monte Subasio (einem Berg der Appenninkette).
Der Ursprung der Stadt geht zurück auf eine alte umbrisch-etruskische
Siedlung. Zur Römerzeit erhielt sie den Namen Asisium. Nach Belagerungen
durch Barbaren wurde Assisi Freistadt und verteidigte fortan seine
Unabhängigkeit. Während der Renaissance war Assisi Sitz von
Stadtherrschaften. Gegen Ende des 16. Jh. musste es sich dem
Kirchenstaat unterordnen. In Assisi lebte und wirkte der Gründer
des Franziskanerordens, der hl. Franziskus (1181/2-1226). Hier
lebte und wirkte auch die hl. Klara (1193/4-1253). Sie gründete mit
Franziskus den franziskanischen Frauenorden der Klarissinnen. Die
ganze Stadt ist voller Erinnerungen an diese beiden Heiligen. Die
bedeutendsten Bauwerke der Stadt wurden zu ihrem Gedächtnis und zu
ihrer Verehrung errichtet. Und so ist das mittelalterlich geprägte
Bergstädtchen heute Mittelpunkt religiösen Lebens in Italien. In
Assisi leben mehr Mönche und Nonnen als Laien. Die Stadt ist
Anziehungspunkt für zahllose Pilger aus aller Welt. Natürlich
zieht es auch Kunstbegeisterte hierher. Ihr – auch unser – Interesse
gilt den Bauwerken und Kunstwerken.
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Porta San Francesco |
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Mit dem Bau der Basilika de San Francesco wurde 2 Jahre nach
Franziskus‘ Tod (1228) begonnen. Bereits 1230 konnte der Leichnam
des Heiligen unter dem Hauptaltar der Unterkirche beigesetzt werden.
1253 war der Komplex mit Kloster, Unter- und Oberkirche
fertiggestellt. Im folgenden Jahrhundert wurden die führenden
Künstler der Zeit – Lorenzetti, Giotto und sein Lehrer Cimabue – mit
der Ausschmückung der Kirchen beauftragt. An der Ausmalung der
Unterkirche waren alle drei Künstler beteiligt. Das Langhaus der
Oberkirche schmücken Giottos Fresken über das Leben des hl.
Franziskus (ein Höhepunkt mittelalterlicher italienischer Malerei),
von Cimabue stammen die Fresken im Chorbereich. Die Krypta wurde erst
Anfang des 19. Jh. als Grabstätte des Hl. Franziskus gebaut.
Gesamtkomplex der Basilika de San
Francesco |
Oberkirche der Basilika de San Francesco |
Reiterstandbild vor der Oberkirche |
Von der Basilika führt die Via San Francesco mit
sanfter Steigung hinauf zum Rathausplatz, vorbei an den eleganten
Arkaden des Monte Frumentario, einem Bau von 1267. |
Via San Francesco |
Via Frate Elia |
Die Piazza del Comune bildet den historischen Kern der Stadt, da
sich hier das Forum des römischen Asisium befand. Heute beherrschen
den Rathausplatz der Palazzo del Capitano del Popolo
(Bürgermeisterpalast) von 1282, der Rathausturm von 1275-1305 und
der Tempio di Minerva, ein fast vollständig erhaltener Tempel aus
der Zeit Kaiser Augustus‘. Ihnen gegenüber, auf der anderen Seite
des Platzes, liegt der Palazzo die Priori, Sitz des Rathauses. Er
besteht aus drei Gebäuden verschiedener Epochen, das älteste wurde
1337 errichtet. Einer der mächtigen Bogen der Fassade ist originell
bemalt mit einer Grotesken-Dekoration (Volta Pinta). Der Brunnen
auf dem Rathausplatz stammt aus dem 18. Jh..
Die Chiesa Nuova wurde über dem Elternhaus des
Hl. Franziskus erbaut. |
Vor der Kirche steht ein modernes Denkmal der
Eltern. |
Der Altarraum |
Im Untergeschoss der Kirche ist die Zelle erhalten,
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in die Franziskus von seinem Vater eingesperrt worden sein soll, als
der Sohn beschloss, aus der bürgerlichen Gesellschaft auszusteigen
und sich den Armen zu widmen.
Mit dem Bau der Basilica Santa Chiara zu Ehren
der hl. Klara begann man 1257, vier Jahre nach ihrem Tod, zwei Jahre
nach ihrer Heiligsprechung. Klaras sterbliche Überreste sind in der
Krypta aufbewahrt. |
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Der Baustil der Kirche ähnelt sehr der Oberkirche
von San Francesco, ist im Gegensatz dazu jedoch mit der Fassade aus
weißem und rötlichem Marmor schlicht und fast schmucklos gehalten.
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Die Kathedrale San Rufino ist dem Bischof von
Assisi und Märtyrer Rufino geweiht. Der ursprüngliche Bau wurde im
12. Jh. völlig umgestaltet und schließlich im 13. Jh. vollendet.
Diese lange Bauzeit spiegelt sich in der Fassade wieder.
Der untere Teil aus dem 12. Jh. ist im romanischen Baustil
ausgeführt, während der obere Teil schon der Romanik fremde Formen
zeigt. |
Zu beiden Seiten des Hauptportals wachen
Löwen. |
Kreuzgang hinter der Oberkirche |
Fresken in der Apsis |
Fresco mit Maria, dem
Jesuskind und Franziskus
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Beim Rundgang durch Assisi fällt unser Blick
auch auf Santa Rocca Maggiore und die Festung. |
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4. Castel del Monte
Der Staufer Friedrich II. wurde 1194 als Sohn Heinrichs VI. und
seiner Frau Konstanze geboren. Nach dem Tod seiner Eltern (1197
bzw. 1198) wurde Friedrich zum König von Sizilien unter der
Vormundschaft von Papst Innozenz III. gekrönt. 1212 wurde er in
Frankfurt zum König von Deutschland gewählt. Die Kaiserkrönung
erhielt er schließlich 1220 durch Papst Honorius III.
Nach Friedrichs Rückkehr vom Kreuzzug (1228) entbrannte zwischen dem
Papsttum und den Städten in Nord- und Süditalien mit Friedrich II.
ein erbitterter Kampf. Zunächst siegte das kaiserliche Heer im Süden,
in einer zweiten Phase auch im Norden. Schließlich endete der Kampf
zwischen den Verteidigern der Papstmacht und den Anhängern des
römischen Rechts und der Kaiserehre mit mehreren Niederlagen
Friedrichs II. Achtzehn Jahre nach Friedrichs Tod (1250) endete die
Stauferdynastie. Friedrich II. prägte mit seiner starken
Persönlichkeit Politik und Kultur des 13. Jh.. Er verkörperte als
letzter die universale Idee des mittelalterlichen Kaisertums. Er
förderte naturphilosophische Studien, Kunst und Architektur.
Berühmt sind Friedrichs Kastelle, im besonderen das von der UNESCO
zur Welterbestätte erklärte Castel del Monte von 1229 – 1249. Es
thront auf einem Hügel und überragt weithin sichtbar die Murge.
Die Zahl 8 bestimmt das Kastell. Auffallend ist seine achteckige
Form, die an ihren Ecken durch acht ebenfalls achteckige Türme betont
wird. An jeder Seite gibt es nur zwei Fenster, ein einbogiges
Fenster im Erdgeschoss und ein Zwillingsfenster im Obergeschoss. Der
Innenhof hat ebenfalls einen achteckigen Grundriss. In den Hof öffnen
sich im Obergeschoss drei Fenstertüren mit Säulen. In beiden
Geschossen gibt es acht Zimmer. Die Reste der geplünderten
Innenausstattung zeigen kostbare Marmorauskleidung, eine Mischung
aus frühem gotischen Stil mit romanischen und arabisch-normannischen
Elementen. Zum Teil wurde purpurroter Korallenschotter eingesetzt.
Erstaunlich für die Zeit sind die Kamine, Wasserleitungen und Aborte.
Wie dieses Kastell genutzt werden sollte, ist nicht bekannt.
Möglicherweise sollte es als Jagdschloss dienen.
5. Alberobello
Alberobello, 1996 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes
aufgenommen, gilt als die Stadt der Trulli-Häuser. Hier gibt es die
meisten dieses einzigartigen bäuerlichen Haustyps Apuliens.
Seine Einzigartigkeit verdankt der Trullo dem Grafen Giangirolamo II.
Acquaviva d’Aragona. Zwar besaß dieser nicht die königliche Erlaubnis
zur Gründung einer neuen Siedlung, trotzdem befahl er seinen Bauern
um 1600 Häuser zu errichten, und zwar in Trockenbauweise – ohne Mörtel.
Im Falle einer Kontrolle konnte man diese Häuser in einer Nacht
abreißen und später wieder aufbauen, natürlich wieder ohne Mörtel,
bis zur nächsten Kontrolle. Erst 1797, als das Gebiet dem König
direkt unterstellt wurde, fiel das Verbot, beim Bau Mörtel zu
benutzen. Die Trulli bewahrten jedoch ihre zeitlose Schönheit. Heute
gibt es in Alberobello noch etwa 1 000 Trulli, die meisten im Ortsteil
Monti.
Der Name „Trullo“ stammt aus dem griechischen „Tholos“ und
bedeutet kuppelförmiger Bau. Als Baumaterial diente der örtlich
vorhandene Kalkstein. Die Steine wurden sowohl für die Errichtung
der Mauern als auch als flache Platten zum Decken der Dächer
verwendet. In den meisten Trulli sitzt das Gewölbe auf den
Außenmauern eines quadratischen Raumes, der als Speise- und
Aufenthaltsraum genutzt wird und Mittelpunkt des Hauses ist. Alle
anderen Zimmer sind mit diesem verbunden.
Die Dächer tragen oft mit Kalkfarbe aufgemalte
Symbole primitiver, astrologischer, magischer oder christlicher
Herkunft. |
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Die Kirche Antonio von Padua im Stadtteil Monti
gleicht im Grundriss einem griechischen Kreuz. Auch sie ist im Stil
der Trulli erbaut. |
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Piazza del Popolo (links)
Corso Vittorio Emanuele
(rechts) |
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Die Basilika SS Medici Cosma e Damiano von 1694
wurde den beiden heiliggesprochenen Ärzten Cosma und Damiano geweiht.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Basilika mehrfach erweitert und
besser ausgestattet. |
Der Trullo Sovrano (der herrschaftliche Trullo)
hinter der Basilika wurde in der ersten Hälfte des 18. Jh. erbaut.
Er hat als einziger Trullo zwei Stockwerke. Der Trullo Sovrano
verkörpert die höchste Perfektion dieses Baustils. |
Sibari
Auf einem Campinplatz bei Sibari am Ionischen Meer verbringen
wir ein paar erholsame Tage, bevor wir zu unserem eigentlichen Ziel
Sizilien aufbrechen.
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