Unterwegs in Europa

Griechenland und Türkei im Herbst 2010

Teil 3: Von Aphrodisias bis nach Kappadonien

11. Pamukkale und Hierapolis

Kalksinter gibt es im Umfeld von Karstquellen. Zum ersten Mal begegneten wir (bewusst) dem Phänomen der Naturgestaltung durch Sinterkalke beim Besuch der Plitwitzer Seen in Kroatien.
Jetzt erleben wir in an den Kalksinterterrassen von Pamukkale ein weiteres Mal dieses seltene Naturschauspiel. Die Sinterkalke (Travertin) stammen von 34-35°C heißen Quellen, die u.a. größere Mengen gelöstes Kalziumbikarbonat enthalten. Wenn beim Austritt des Wassers an die Erdoberfläche der Druck nachlässt, wandelt sich der gelöste Kalk in Kohlendioxyd, Wasser und Kalziumkarbonat um. Fließt das Quellwasser bergab und verzweigt sich dabei der Wasserlauf, lagert sich das Kalziumkarbonat nach und nach als fächerartige Kalksinterflächen, die kleine Becken und Terrassen bilden, ab. An steilen Abfällen können Stalaktiten oder Wölbungen entstehen.
Die Thermalquellen von Pamukkale sind von alters her wegen ihrer heilenden Kraft bekannt. Als die aus dem Boden sprießenden Hotels der 80er/90er Jahren des letzten Jahrhunderts das Thermalwasser zum Verbrauch und als Poolwasser nutzten, drohte dem Naturphänomen die Zerstörung. Die Terrassen wurden nicht mehr genügend überspült und wuchsen kaum noch nach. Die weißen Terrassen wurden braun und grau. Nach langem Tauziehen zwischen Naturschutzverbänden und der türkischen Regierung gelang 2000 endlich der Durchbruch zum Erhalt des Naturschauspiels. U.a. wurden Hotels, Gaststätten und Geschäfte an den Sinterterrassen abgerissen. Inzwischen haben sich die Terrassen weitestgehend erholt. Touristen dürfen sie wieder betreten.


pamukkale pamukkale pamukkale
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Etwa 190 v. Chr. wurde das Thermal-Kurbad Hierapolis von Eumenes II., dem König von Pergamon, gegründet.
Erst unter römischer Herrschaft (ab 133 v. Chr.) wurde die Stadt auch für ihre Wollindustrie bekannt. Die Glanzzeit von Hierapolis lag im 2./3. Jhrd. n. Chr., die meisten Überreste aber sind jüngeren Datums.


Hierapolis
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Auf dem Weg nach Fethiye:

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12. Die Saklikent-Schlucht und Myra

40 km südöstlich von Fethiye hat der reißende Bach Saklikent Cayi einen engen, 200-300 m hohen und 18 km langen Canyon in die Flanke des 3016 m hohen Gömbe Akdagi geschnitten. Vom Einstieg in die Schlucht aus können wir – nach Entrichten eines Eintrittsgeldes – auf schmalen Stegen ein paar Hundert Meter in den Canyon hineingehen und das bizarre Naturschauspiel genießen.

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Wer will, kann sich nach seiner Rückkehr in einem Restaurant mit zahlreichen in den Bach hinein gebauten hölzernen Plattformen verwöhnen lassen. Wir kaufen uns an einem Stand leckeren Honig und ein paar Gewürze u.a. Safran und Chili.

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Es geht weiter nach

Myra = Demre = Kale

Die drei Namen stehen mehr oder weniger für denselben Ort:
- Myra ist der antike Name der Stadt.
- Den türkischen Namen Demre erhielt die Stadt wahrscheinlich nach der Eroberung durch die Seldschuken und Osmanen, weil sie im Mündungsgebiet des Demre Cayi liegt.
- Erst Ende des letzten Jahrhunderts erfolgte die amtliche Umbenennung in "Kale". Grund für die Neuerung: Die Burg über der Talöffnung des Demre Cayi. Die Einwohner der Stadt freunden sich nur zögerlich mit dem Namen an, da „Kale“ einfach nur „Burg“ heißt und somit eigentlich nichts über die Stadt aussagt.

Im Westen von Demre steht eine dem heiligen Nikolaus geweihte Basilika.

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Nikolaus war im 4. Jhrd. Bischof von Myra. Er war bekannt für seine großmütige und fromme Lebensweise. Sie machte ihn auch für die Moslems zu einem verehrungswürdigen Mann. „Noel Baba“ wird er von den Türken genannt.

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Das leere Grab des hl. Nikolaus

Die erste Kirche wurde 809 von Arabern zerstört. Ein russischer Fürst ließ sie im 19. Jhd. im byzantinischen Stil wieder aufbauen. Einige Fresken sind noch zu sehen. Der Sarg des heiligen Nikolaus steht im Innern der Kirche, seine Gebeine wurden allerdings 1087 ins italienische Bari überführt.



13. Aspendos

Die Hafenstadt Aspendos am Fluss Eurymedon (heute Kopru Cayi) war unter pergamenischen Herrschaft die östlichste Stadt im Königreich. Zur Zeit der Römer entwickelte sie sich zum Handelszentrum, zum Umschlagplatz vor allem von Öl, Sesam, Getreide und Salz.
Heute liegt Aspendos etwa 200 m westlich des Flusses und fast 15 km vom Meer entfernt.
Ein besonders sehenswertes Baudenkmal ist das um 162 n. Chr. erbaute Theater mit 15.000 bis 20.000 Sitzplätzen. Der römische Baumeister ließ das Bühnenhaus bis zur obersten Sitzreihe hochziehen und verwandelte das Theater so in einen „geschlossenen Raum“. (Das Bühnenhaus trug außerdem einen hölzernen Baldachin.) Auf der Innenseite hat das Bühnengebäude Nischen, die ursprünglich durch Säulen optisch voneinander getrennt waren. In den Nischen standen Statuen. Vierzig Marmorsitzreihen wurden von Treppen unterteilt. Vom überdachten Arkadengang aus konnten Honoratioren auch bei schlechtem Wetter die Darbietungen verfolgen.

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14. Anamur mit der Festung Mamure Kalesi

Das Städtchen Anamur liegt am südlichsten Punkt der Türkei. Ein paar Kilometer östlich, an der Straße nach Silifke, steht auf einer kleinen felsigen Landzunge die mittelalterliche Festung Mamure Kalesi aus dem 12. Jhrd. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte sie häufiger den Besitzer: Errichtet wurde sie zur Zeit des Kleinarmenischen Königreichs, danach unterstand sie den Königen von Zypern. Mitte des 14. Jhrd. ging sie an die Karamanoglu-Dynastie und schließlich ab1469 an die Osmanen. Diese bauten an der Festung noch bis 1840.
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Mamure Kalesi gilt als eine der schönsten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Burgen der Türkei.
Zuletzt errichteten die Osmanen eine Moschee mit Minarett im Innenhof der Burg.

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Der Haupteingang zur Burg führt durch einen Turm an der Westseite. Die mächtigen Wehrmauern haben 36 überwiegend guterhaltene Türme. Sie sind wie die Wehrgänge von den drei Innenhöfen aus durch Treppen zugänglich.

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Eine Maueröffnung gibt den Blick auf das Meer frei: Zypern lässt sich am Horizont erahnen.



15. Auf dem Weg nach Kappadokien

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Auf einem Hügel im Westen von Silifke liegt die Kreuzfahrerfestung Silifke Kalesi.

Von Silifke aus etwa 8 km landeinwärts steht am Fluss Göksu ein Gedenkstein für Kaiser Friedrich Barbarossa, den die Bundesregierung 1971 dort aufstellen ließ. Die Tafel gibt Auskunft über den Tod Barbarossas:

„Unweit dieser Stelle ertrank am 10. Juni 1190 der Römisch-Deutsche Kaiser Friedrich I. Barbarossa (beim Baden) im Göksu an der Spitze seines Heeres auf dem Wege nach Palästina, nachdem er mit dem Seldschukischen Sultan Kilic Arslan II. den friedlichen Durchmarsch durch dessen Lande vereinbart hatte.“

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- Fotografieren ist wegen einer Riesenstraßenbaustelle kaum möglich.



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Wir durchqueren das Taurus-Gebirge mit seinen bis zu 3756 m hohen Bergen, deren Gipfel heute hinter einer dicken Wolkenschicht verschwunden sind und passieren bei Gülek Bogazi die berühmte Kilikische Pforte.



16. Kappadokien

Die Landschaft des ca. 300 Quadratkilometer großen Kappadokiens entstand vor vielen Mill. Jahren. Die Vulkane Erciyes und Hasan überzogen in dieser Zeit die Region mit einer bis zu 100 Meter dicken Ascheschicht, die sich zu Tuff, einem weichen, leicht erodierenden Material verfestigte. Lavaströme überlagerten vielerorts diesen Tuff, erkalteten zu hartem Vulkangestein und bildeten so eine Schutzschicht.

Seitdem arbeiten Wasser, Wind und extreme Temperaturschwankungen an den Gesteinen. Die Erosion erweitert(e) Risse und Spalten, schwemmt(e) loses Material aus, trennt(e) Gesteinsteile ab – eigentümliche Gesteinsformationen entstanden und entstehen in diesem nun schon ca. 10 Mill. Jahre andauernden Prozess.

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Unter der harten Gesteinsschicht entstanden in dem weichen Tuff Hohlräume, die man zu Behausungen ausbaute. Mancherorts wurden sogar ganze Städte – von denen es noch 34 geben soll – unter der Erdoberfläche ausgegraben.

Die unterirdischen Städte waren wahrscheinlich schon zur Zeit der Hethiter (2. Jahrtausend v. Chr.) bewohnt. Zur Zeit der Christenverfolgung fanden die Menschen dort Zuflucht vor den Römern. Und im 19. Jhd. brachte sich die Bevölkerung vor den ägyptischen Truppen hier in Sicherheit.

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Wir besuchen die unterirdische Stadt in Derinkuyu. Ein kleiner Teil der in acht Etagen (ca. 55 m tief) ausgebauten Stadt ist für Besichtigungen freigegeben. Es gibt dort Wohnungen, Ställe, Brunnen, Vorratsräume, Weinkeller sowie ein labyrinthartiges Netz von Gängen und Belüftungsschächten – alles, was zum (Über-)Leben nötig war. Mit runden Mühlsteinen konnten bei Gefahr Eingänge versperrt werden.



Während einer Rundfahrt durch Kappadokiens Felsformationen lernen wir Je nachdem, wie weit die Erosion fortgeschritten ist, unterschiedliche Landschaftsbilder kennen. Hat die Erosion das harte Vulkangestein, den Basalt, bereits ganz abgetragen, haben sich im Tuff konische Formen gebildet. Ist die Erosion noch nicht so weit fortgeschritten, haben sich u.a. Sockel-, Säulen- („Feenkamine“) und Pilzformen gebildet.

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Kamelfelsen

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Feenkamine

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Höhlenwohnungen:

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Im Kirchental Göreme mit den Höhlenkirchen von Karabas und Tahtali (Vom 9. Jhd. an wurden etwa 30 Kirchen in den weichen Tuff gegraben. Sie wurden mit Fresken ausgestattet,die Szenen aus dem Alten und Neuen Testament und aus dem Leben von Heiligen zeigen.
Die UNESCO erklärte das Göreme-Tal zum Welterbe.)

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Aufstieg zur Höhlenkirche

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Teil 1: Nordgriechenland bis zu den Dardanellen
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Teil 4: Von Kappadonien bis Igoumenitsa